Montag, 2. Dezember 2013

Club-Test Episode 5: Club Bohème, Düsseldorf






Es war wieder 'mal so weit. Das schönste Ende von allen war gekommen: das Wochenende. Wir trafen uns Freitag in Duisburg bei D-Dave mit der Absicht, einen lockeren Abend zu verbringen. Für gemütliche Genießer halt. Red Stag, Zirkeln, Kerzenschein. Zum Glück war neben Fabolous auch D-Daves Freundin Konky erschienen, sonst wäre das ganze wohl in einen Homo-Blast ausgeartet. Spaß. Hihi. Der Abend verlief relativ unspektakulär, bis auf die Tatsache ... nun ja ... hatte ich schon erwähnt, dass wir zirkelten?
Jedenfalls hatte D-Dave sein persönliches Coming Out: Er gestand zum Teil Holländer zu sein. "Ein Sechzehntel, oder so", hieß es; aber das genügt, um von nun das erste "D" in "D-Dave" mit "Dutch" zu assoziieren. Wenn also in Zukunft von einem Dutch-Dave oder "dem fliegenden Holländer" die Rede ist, wissen alle Bescheid, wer gemeint ist.

Dutch-Dave, kort voor de slapen gaan

Irgendwann im Laufe des Abends - angefixt vom Film "Project X" - stand  die Frage im Raum: "Gehen wir heute noch feiern?". Wir brainstormten drauflos. Pulp: negativ. Jansen: hat zu. Krefeld: NOPE. Wir gaben auf und konzentrierten uns im weiteren Verlauf darauf, beim Zirkeln über Wasser zu bleiben. Ein schöner Abend, dennoch stand ich vor dem Dilemma, wieder einmal kein frisches Material zu haben. Wieder einmal musste ich mir alte Stories in's Gedächtnis rufen. Eine Mammut-Aufgabe, seitdem mein Hirn angefangen hat willkürlich Informationen zu löschen. Für die Zukunft brauche ich wohl einen Protokollanten, der alles dokumentiert.
Dutch-Dave gab mir aber den goldenen Hinweis, die Story von "Ocean's ILF" zu erzählen. Ein genialer Einfall, da ich diese Story schon so oft erzählt habe, dass die meisten Details sattelfest abgespeichert sind. 


„Ocean's ILF“
Zugetragen: September 2012 – Geschrieben: Dezember 2013 von Miller

Drum'n'Bass, D-Dave und ich stehen bei McDonalds am Duisburger Hauptbahnhof an der Kasse, um uns Proviant für die unendlich lange Reise zur Düsseldorfer Altstadt zu besorgen. Einige Bürger vernichten wir vor Ort, die anderen nehmen wir mit für Notfälle. In der Bahn selbst lassen wir einen Apfel-Berentzen in der Runde kreisen und trinken V+ Muschi. D-Dave beschließt, einen kleinen Disko-Nap zu machen, da wir noch insgesamt ca. 1 Stunde Fahrtzeit haben. In der Tat fühlen wir uns so geborgen in den flauschigen Sitzen des Regios, dass wir alle ein wenig dösen.
Angekommen in Düsseldorf, reiben wir uns den Schlaf aus den Augen und treffen Long-Dong, der aus Kölner Richtung dazu stößt. Unser Ziel ist schon lange bekannt: SUB.
Vorher holen Long-Dong und ich noch Kölsch am Kiosk, denn wir leben gerne gefährlich. Genug der vorbereitenden Maßnahmen! Es ist Viertel nach 11, den Desperados dürstet es nach Feierlichkeit. Wir marschieren selbstbewusst auf den Türsteher des SUB zu. Prüfend scannt er uns ab und scheint nichts zu finden. Wir sehen uns schon drinnen aber ZACK! Nichts da. "Nicht mit weißen Schuhen!", bauert er uns an. Genauer gesagt D-Dave, der wie immer natürlich seine weißen Adidas-Glücks-Sneaker trägt. Nun muss man erwähnen, dass obwohl die SUB-Türsteher kleine, verkappte Dress-Code-Nazis sind, es kein Geheimnis ist, dass   weiße Schuhe in Düsseldorf ein No-Go sind. Das einzige was in Düsseldorf noch verpöhnter ist als Kölner sind in der Tat weiße Sneaker. "Wenn du andere Schuhe anziehst, kommt ihr rein", vertröstet uns der Türsteher. VIELEN DANK. Wo bitte sollen wir jetzt noch andere Schuhe herbekommen. Draufgeschissen, gehen wir halt wo anders hin. Bockig und protestierend stolzieren wir davon. "Sorry Jungs, bis jetzt hat's immer geklappt", versucht D-Dave sich zu rechtfertigen und eigentlich hat er Recht; bis jetzt hatte er tatsächlich einen guten Lauf mit seinen weißen Schuhen. Leider sind die Türsteher des SUB so unberechenbar wie das Krokodil bei Kroko Doc.
Ich erinnere mich an ein gewisses "Club Bohème", was nicht allzu weit weg ist. Meine Schwester erwähnte 'mal, dass der Laden nicht schlecht sei. Das genügt uns allemal, also wandern wir los. Wir kommen TROTZ WEIßEN SNEAKERN rein, was für D-Dave eine Bestätigung darstellt. "Siehste, hier kommse so rein", merkt er frecher Weise an.
Die Location ist gut. Eine riesen Theke im Vorraum der Disko, wunderschöne Toiletten und mein geliebter Dyson Airblade. Einfach die pitsche-patsch-nassen Pfoten für 2 Sekunden reinhalten. BOOOOOOM. Trocken! Nicht so wie der elendige Air-Wolf, den man so häufig antrifft. Dieses Arschloch! Eine halbe Stunde hält man die feuchten Hände da drunter und NICHTS tut sich. Oder der verwixte Dan-Dryer, der völlig unmotiviert vor sich hinpustet ohne auch nur einen Tropfen Wasser zu beseitigen. Letztlich gibt man meistens völlig entmutigt auf und wischt sich den Schmutz an seiner Hose ab. In Zukunft werde ich Läden, die ihre Kunden mit einem Air-Wolf oder einem Dan-Dryer schikanieren gnadenlos down-raten. Ein kleiner Tipp an alle Doskotheken: Legt lieber einen kleinen Reise-Föhn auf den Toiletten aus. Der hat deutlich mehr Pepp. Das einzige, was die Hände langsamer trocknet als ein Air-Wolf ist Verdunstung.






Bezaubert von der schönen Location suchen wir nun die Tanzfläche auf, um dem Düsseldorfer Plebs einzuheizen. Der erste Dämpfer. Hier siehts viel mehr nach Pseudo-Adel aus. Kaum was los und eine Stimmung in etwa so ausgelassen wie im Fahrstuhl. Dazu eine Mädchen-House-Musik, die derart ungefährlich vor sich hinpurzelt, dass ein rhythmisches Nicken und abwechselndes Schulterzucken schon übertrieben erscheinen. Ein sanft monotones uff-zisch-uff-zisch und "babay-i-love-you-babay-i-need-you"-Lyrics.
In unserer Ratlosigkeit tun wir das einzig Richtige: nacheinander Jägermeister-Runden bestellen. Immerhin gibt's hier eine Jägermeister-Zapfmaschine, wo frisch gepresster, eiskalter Jägermeister rausdröppelt. Herrlich - oh' Jägermeister! Du lieblich anmutender, schwarzer Liebes-Nektar!
Allerdings kostet er, wie ein Bier, um die 4 Euro - klar, wir sind hier ja auch schließlich im Monte Carlo Deutschlands. Ihr seht, der Club hat es uns nicht leicht gemacht, in Stimmung zu kommen.
Auf der Tanzfläche kommt plötzlich ein Dude auf uns zu und bittet uns, auf seine beiden Schwestern aufzupassen. Im Club Bohème - dem artigsten Club aller Zeiten. ÄÄÄÄhh, ja kein Thema Keule. Wir passen schon auf, dass deine Schwestern verschont bleiben von ... Stimmung.
D-Dave bemüht sich freundlicher Weise mit den beiden Mädels Small-Talk zu führen, aber die beiden werfen ihm nur einen abwertend arroganten Blick zu von ihrem imaginären hohen Ross. Ich muss zugeben, bei diesem Anblick kommt mir ein wenig Magengalle hoch. Diese Ekel-Zitzen! Beide können es sich nicht im Entferntesten leisten eine derart unhöfliche Einstellung zu haben. Die eine trägt so einen unsäglich hässlichen Niki-Minaj-Haarschnitt, der eine Zeit lang trendy war. Schwarzhaarig wie sie ist, sieht sie damit aus wie Darth Vader. Völlig absurd! Die andere "Schwester" ist vom Typ her mehr so der Nissan Cube. Irgendwie unfömrig und ... naja ... würfelförmig proportioniert. Quadratisch, praktisch, gut. Angewidert drehe ich diesem Gruselkabinett den Rücken zu. Mir wird klar: So sind die hier alle drauf. Auf diese beiden muss definitv keiner aufpassen. Darth Vader und Nissan Cube kommen prima alleine zurecht. Wir weichen aus in die Chill Area. Dort besprechen wir bei einer weiteren Runde Jäger die gegenwärtige Situation und wie wir dem Abend noch den richtigen Drall geben können. Denn, obwohl ich beim Feiern das Geld zum Fenster rauswerfe wie Flavio Briatore und nicht auf die müde Mark schaue, ist mir dieser Laden für das Gebotene eindeutig zu teuer. Den anderen geht's ähnlich.


Ich, beim Feiern


Am Tisch in der Chill-Out-Ecke stellt sich eine Art Brainstorming ein:

Drum'n'Bass: "Was wäre wenn wir nochmal SUb versuchen?"
Miller: "Geht nicht, der scheiß Türsteher hat uns auf dem Zettel"
Long-Dong: "Wir brauchen nur andere Schuhe..."
D-Dave: "JA , aber welche??"

Wir schauen einige Minuten wortlos in die Runde. Plötzlich kommt uns allen beinahe zeitgleich die gleiche Idee. Über unseren Köpfen leuchten Glühbirnen auf: PIIIIIIING! "Wir tauschen einfach die Schuhe", verbalisiert D-Dave. Der tollkühne Masterplan nimmt langsam Formen an. Wir sitzen da und bedenken und bereden jedes noch so kleine Detail. Selbst wenn der Plan nicht aufgehen sollte, wir müssen es zumindest probieren. Andernfalls würden wir ein Leben lang nur bedauern und spekulieren, was gewesen wäre, wenn ... . Wir gehen All-In. Alles oder Nichts. Entweder wir kommen in's Sub und feiern wie Helden oder garnicht. Burger King ist ja schließlich auch noch da im Notfall. Wir gehen es an...

Zunächst zieht D-Dave meine Schuhe an. Unschuldige, komplett schwarze Chucks. Dabei versteckt er seine eigenen weißen Sneaker in seinem Jackett. D-Dave und Long-Dong spazieren ohne Schwierigkeiten in das Sub, obwohl sich mittlerweile eine Schlange gebildet hat wie beim Verkaufsstart eines neuen Iphones.
In der Zwischenzeit stehe ich mit Drum'n'Bass in einer Nebengasse OHNE Schuhe. Da es September ist und die Temparaturen nicht mehr ganz so tropisch sind, tapsel ich von Fuß zu Fuß, um mich warm zu halten. Uns bleibt nichts anderes übrig als zu warten und zu hoffen, dass bei den anderen alles nach Plan verläuft.

In der Zwischenzeit zieht D-Dave in einer Klokabine im Sub seine eigenen Schuhe wieder an und übergibt dem Boten Long-Dong meine schwarzen Chucks. Dieser verlässt unter dem Vorwand "kurz Geld holen" das Sub mit meinen Schuhen im Schlepptau. Mittlerweile sind mehr als 45 Minuten vergangen und meine Füße fühlen sich an wie die eines Lawinen-Opfers. Plötzlich sehe ich aus der Ferne Long-Dong angerannt kommen. Er lacht über alle vier Backen. Mir wird klar, die erste Stufe des Plans hat funktioniert. Zumindest ist D-Dave im Sub.


Long-Dong der Schuh-Dealer und die frierenden Miller und Drum'n'Bass

Die zweite Stufe ist nun, dass ich meine Schuhe wieder anziehe und mit dem Rest ebenfalls das Sub betrete. Eine heikle Situation, da ab einer gewissen Uhrzeit überhaupt keine Leute mehr in's viel zu kleine Sub gelassen werden. Inzwischen ist es beinahe 2 Uhr nachts und da platzt das Sub gewöhnlich aus allen Nähten. Wir spazieren zum Sub. IMMERNOCH EINE TODES-SCHLANGE. Fuck. Egal, jetzt gibt's kein Zurück mehr. Long-Dong geht mit seinem Stempel einfach an der Schlange vorbei - Drum'n'Bass und ich müssen allerdings weitere 45 Minuten warten, bis wir endlich an der Reihe sind. Der Türsteher mustert uns genau und macht dabei ein Gesicht als hätte er einen Furz gerochen. Trotzdem lässt er uns rein. WIN! HAHAHAH, YESSS! Wir spurten lachend die Treppe runter in den Club. WE ARE THE CHAMPIONS, MY FRIE-HIEND!
Wir finden D-Dave und Long-Dong, stoßen an auf unsere Dreistigkeit und feiern die letzten beiden Stunden wie Könige.



Wir, nachdem wir in's Sub gekommen sind
 Der Mega-Coup ist tatsächlich aufgegangen. Die Ocean's ILF* haben die Sub-Türsteher ausgetrickst.

*Anmerkung: "ILF" bedeutet "Elf", laut Long-Dongs Kölner Zunge.