Montag, 9. Dezember 2013

Club-Test Episode 6: Motorrad Jansen, Duisburg


„Magnum Perfektion“
Zugetragen: Mai 2012 – Geschrieben: Dezember 2013 von Miller



Ich muss gestehen, Motorrad-Club Jansen hätte schon viel eher einen Party-Test erhalten sollen aber der Party-Gott hatte wohl 'was dagegen.
Da ich in absehbarer Zukunft dort so schnell auch nicht aufschlagen werde, bediene ich mich wieder einmal der Vergangenheit. Inzwischen waren wir schon so oft im Jansen, dass es fast unmöglich ist, überhaupt einen konkreten Abend auszusuchen. Die Jansen-Party-Nächte sind mittlerweile alle zu einem großen, bunten, klebrigen Party-Teppich verwoben. Ich wähle folgende Story nicht etwa, weil sie die spektakulärste ist, oder die lustigste, sondern weil es die Nacht war, an der ich das Jansen lieben lernte. Mein erstes Mal.


30. April 2012:

Meine Cousine T-Star lud zum Anlass "Tanz in den Mai" die gesamte Sippe zum Vortrinken ein. Darunter ca. 2000 Mädels und drei Dudes: Pepe, Dre und ich. Ich habe eine Flasche Berentzen mitgebracht nur um dann festzustellen, dass außer mir keiner das Zeug mag. Ich bin entsetzt. Ich fange an den Berentzen auf eigene Faust zu trinken. Pepe nimmt einen Solidaritäts-Schluck. Er hat genug. Im Laufe des Abends konzentrieren sich langsam alle Mädels rund um den Tisch, an dem wir ursprünglich saßen aber die meisten sind noch quer durch den Raum zerstreut und machen sich fertig. Haare glätten, föhnen, sprayen; ein stundenlanges Ritual. Ich verspüre eine tiefe Dankbarkeit, ein Kerl zu sein. Alles was ich trage ist ein T-Shirt, eine alte Chino und Chucks. Ich habe mir nicht einmal die Haare gemacht und sehe aus wie Paul McCartney. Halleluja. Noch ein bisschen Aldi-Deo als I-Tüpfelchen und fertig ist das Party-Outfit.
Die zuckersüße Ivanovic hat einen selbstgebrauten Feigen-Schnaps mitgebracht und bietet diesen an. Trinkt aber selbst keinen Schluck davon; sehr verdächtig. Ich nehme trotzdem einen gierigen Schluck von der unbekannten Substanz. Lecker, erinnert mich aber zu sehr an einen ganz spezifischen Absturz, hervorgerufen durch zu viel kleiner Feigling. Damals fistete mich der kleine Feigling so ordentlich, dass ich auf Lebzeit keinen mehr trinken, geschweige denn riechen kann. Nope, mein Pferd heute ist der Berentzen.



Weit komme ich nicht mit der Pulle. Drei-Viertel habe ich verzehrt, dann ist auch schon Aufbruch angesagt. Eine Kollonne von zig Autos macht sich auf Richtung Jansen. Ivanovic, T-Star, meine Schwester Agneta und ich fahren bei Pepe mit. Am Jansen angekommen erblicken wir zunächst eine Schlange größer als die von Long-Dong, obwohl der Einlass an diesem Abend nur über Karten-Vorverkauf geht. Imposant.
Drinnen offenbart sich mir ein Bild der Glückseligkeit. Betrunkene und Gut-gelaunte Menschen überall. Love is in the air. Es scheint so, als würde ich beinahe jede zweite Person hier kennen.
Hi.
Was geht.
High-5.
Bussi, bussi.
Noch bevor ich zur Theke durchgedrungen bin, habe ich schon 3 Small-Talks und 10 Begrüßungen hinter mir. Ohne Frage, Jansen ist an diesem Abend the place to be. Ich hole mir ein Becks für 2 Euro 50 und freue mich über die fast schon kumpelhaften Preise, als ich  in der Ferne auch den Rest unserer Gang erblicke. Eine Armada von gut aussehenden Frauen, man kann förmlich ein Raunen im ganzen Club hören. Party, bitte übernehmen!
Ivanovic kommt zu mir und meint frech, dass ich garnicht so aussehe, als würde ich trainieren. "Ich weiß, ich spritze ja auch", erwidere ich, was überhaupt keinen Sinn ergibt.
"Cool, ich auch", versichert Ivanovic und ich fordere sie auf mal anzuspannen. Sie flext den Bizeps und ich überprüfe. Nicht schlecht, der Bizeps kann was. Die Party wird immer aufbrausender. Gute Stimmung intensifies.
Von hinten schleichen sich zwei gute Freundinnen von mir an. Nach einer herzlichen Begrüßung, machen die beiden sich über mein angeblich zu enges T-Shirt lustig: "Viel zu kleeeeein, hihihi". "Na und?! Ist ja auch ein Mädchen-Shirt", meine ich und wackel dabei mit einem Finger. In der Tat hat das T-Shirt sogar einige Glitzer-Elemente, was die beiden umso mehr erheitert.
Ein T-Shirt kann garnicht eng genug sein. Es ist erst dann zu eng, wenn man den Bauchnabel sieht oder die Arme blau anlaufen und beginnen abzusterben.
Pepe und ich gehen ein bisschen Gassi, da ich noch ein Jansen-Neuling bin und einen Rundgang benötige. Draußen am Würstchen-Stand erblicke ich auf einmal meine Ex. Nennen wir sie mal Exe. Wir begrüßen uns und plaudern ein wenig, um der alten Zeiten willen. Herkömmlicher Small-Talk im Interview-Modus: "Was machste so?", "Wie geht's so?", "Cool, und sonst so?" etc.
Nach einer Viertel-Stunde beschließen Pepe und ich, eine neue Verzehrskarte zu holen. "Cool, ich komme mit", sagt Exe. Pepe rollt die Augen. Nachdem wir eine Karte geholt haben, gehen wir zur Theke. "Cool, ich komme mit", sagt Exe. Pepe atmet schwer. Nachdem wir die Getränke haben, gehen wir auf Toilette. "Cool, ich komme mit", sagt Exe. Pepe gibt entnervt auf und verabschiedet sich. Ich bin auf Toilette und lasse mir seeeeeehr viel Zeit. Ich komme raus und Exe steht immernoch da. Ich laufe quer durch's Jansen, im Zick-Zack, quatsche mit abertausenden Leuten. Ich drehe mich um, Exe ist immernoch da. Unfassbar. Die Alte klebt an mir wie ein verschwitzter Sack am Innenschenkel. Meine Cousine Macy und einige andere Mädels aus der Gang erkennen die Situation sofort und fangen an sich zwischen mich und Exe zu stellen und dancen eine große Kluft zwischen uns. Exe ist besiegt und sucht das Weite. "War das deine Freundin?", fragt Ivanovic und ich mache nur einen erschrockenen Gesichtsausdruck.
Wir zelebrieren die bevorstehende Twilight-Zone. Diese schlägt im Jansen mit einer derart heftigen Wucht ein, dass man wie bei einem Tsunami einfach mitgerissen wird. Ehe man sich versieht ist man in ihrem Bann und nicht mehr Herr seiner Sinne. Im Jansen ist die Twilight-Zone konzentriert und aggressiv - ab 3 Uhr reißen hier alle Stricke und wenn man nicht aufpasst, ist man plötzlich umzingelt von triefenden Muttis. Deshalb ist es ungemein wichtig, während der Twilight-Zone im Jansen zusammen zu halten.

Jansen, die Mutter aller Twilight-Zones

Dieses Mal läuft allerdings alles wie geschmiert. So geschmeidig wie ein Tittenfick bei Magnum.
Ich torkel völlig ekstatisch und lachend vom Dancefloor aus nach draußen, um pinkeln zu gehen.
Drinnen ist eine Schlange. AUF DEM MÄNNERKLO. So voll war es an diesem Abend im Jansen.
Plötzlich bauert ein Dude in sein Handy "JA! Nur Schwuchteln hier in der Schlange". Der Typ sitzt einfach auf dem Stuhl vom schwarzen Klomann mit den Beinen überschlagen auf dem kleinen Tisch, wo die Spenden-Schale steht. "Wat is' denn mit dir Alder? Alles fit?", ruf ich ihm lachend entgegen. "WAT WILLSUUUU DENN? GEH PISSEN!", antwortet er energisch. Ich geh in der Tat pissen.
Nach erledigtem Geschäft ist der Pissbudenlui weg. Ich erspähe einige Abtrünnige unserer ursprünglichen Gang am Würstchen-Stand. Ich geselle mich dazu und erzähle zur allgemeinen Belustigung die Story, als ich einem Hoden-Ultraschall unterzogen wurde.

Eines Tages wachte ich auf mit einem stechenden Schmerz im rechten Hoden. Ich versuchte ihn zu ignorieren aber beim Gemächt macht man keine Späße. Ich machte also einen Termin beim Urologen mit dem Prädikat "dringend". Darauf die Woche war es so weit. Die Schmerzen waren immernoch da und ich rechnete schon mit dem Schlimmsten. Ich verabschiedete mich profilaktisch schon einmal vom rechten Hoden. "Bin ich halt ein Mono-Ei", tröstete ich mich. Ich saß also im Wartezimmer und beobachtete wie 7 Rentner vor mir aufgerufen werden. Ich wurde ungeduldig.
Endlich wurde ich gebeten in Zimmer so-und-so zu gehen. Beim Betreten des Zimmers fiel mir sofort eine riesige Apparatur auf. Der Doc kam kurze Zeit später und ging sofort an's Eingemachte: "Bitte komplett freimachen untenrum". Nach ein wenig Fummeln, holte er plötzlich eine Geltube raus. "Ich bin noch nicht bereit für so eine Art von Beziehung", dachte ich mir. Er trug es auf meine Klöten auf: "Es wird jetzt ein wenig kalt". HUUIIIII, ABER HALLO! Während er das Gel schön gleichmäßig auf meinen Spaceballs einmassierte, zog sich mein Lörres im Kälteschock zusammen. Wie eine Schildkröte zog er sich beinahe komplett nach innen zurück. Ich bekam also einen Hoden-Ultraschall. Auf dem Monitor begutachteten wir mein Arsenal. "Wird es ein Junge oder ein Mädchen, Herr Doktor?". "Nichts!", sagte er. "Ich erkenne nichts". Ich fragte, ob das gute oder schlechte Neuigkeiten sind und er versicherte, dass alles in Ordnung sei.
"Das verstehe ich nicht. Wo kommen die Schmerzen denn dann her?"
"Sind wahrscheinlich Rückenschmerzen, die nach unten gewandert sind"
Das war es also; Rückenschmerzen, die einfach so gewandert sind. All der Trubel und Kummer, umsonst. Wenigstens hatte ich nun gegelte Nüsse.