Montag, 23. Dezember 2013

Club-Test Episode 8: PM, Moers (Ehreneintrag)

Vergangenen Freitag stand ich vor der Wahl:
Entweder um halb12 in's Bett gehen und zu den einsamen Klängen eines vergeudeten Abends onanieren oder alleine einen Club aufsuchen. Bis auf Jane, die kurzfristig abgesprungen ist, hatte KEIN EINZIGER MENSCH Zeit oder Lust feiern zu gehen.
 Da ich Wissenschaftler bin und Try-and-Error die Essenz meines Treibens darstellt, zog ich Option 2. Ich fuhr also alleine zur Candy-Shop-Party im Club "die Halle Tor 2". Selbstverständlich wurde aus dem Try ein Error, auch wenn der Club sagenhaft ist und sich eindrucksvoll für zukünftige Abstecher beworben hat. Es passierte einfach nichts Nennenswertes. Ein wenig tanzen, trinken und passablen Transvestiten auf der Bühne zuschauen. Folglich wird dieser Test vertagt.

Ich, bei dem Versuch die Hürde des "Alleine-Feiern-Gehen" zu nehmen


Die nächste Story ist schon ein Weilchen her. Das liegt daran, dass ich seitdem nicht mehr in der Disco "PM" in Moers war und sie einfach gut in Erinnerung behalten möchte.
Da sie quasi tot ist, bekommt sie auch aus Anstand keine offizielle Wertung, sondern nur einen Ehreneintrag.


„Ihr scheid kuuute Juuungs“
Zugetragen: November 2011 – Geschrieben: Dezember 2013 von Miller


Jacky - eine Freundin - hat Geburtstag und wir haben uns mit ca. 12 Leuten bei ihr eingefunden, um vorzutrinken. Schon einige Monate zuvor trafen wir uns in einer ähnlichen Konstellation , um "Tanz in den Mai" zu feiern. Das schlug in einer katastrophalen Art und Weise fehl, da die Gruppe sich damals quasi gegenseitig ausknockte. Brüder, ehemals gute Freunde; alle fetzten sich. Friendly Fire vom Allerfeinsten. Und was glaubt ihr war der Auslöser dieses Debakels? Wer ist wohl der beste Freund des Absturzes? Richtig, Zirkeln. Dieses madige, böse Terroristenspiel! Selbstverständlich spielten wir es dieses Mal erneut.
Letztes Mal stürzte eine Freundin von Jacky dermaßen ab, dass sie das Vortrinken nicht überstand. Sie kotzte sich im Stehen auf die eigenen Sandalen. Fatality.

Heute sieht es wieder nach einem ähnlichen Verlauf aus. Jackys Schwester und einige andere Mädels trinken Vodka-Pinneken als wären sie George Clooneys Samen und wir Jungs beobachten das amüsiert. Wir machen uns auf in Richtung PM. Damals noch eine Top-Adresse in der Duisburger Party-Umgebung. Mit so einer großen Gruppe ist es unvermeidlich, getrennt rein zu gehen. Search und ich sind drinnen, bekommen von Jacky aber die Nachricht, dass ihre Schwester nicht reingekommen ist. In all den Jahren des Feierns war das das erste und letzte Mal, dass ich beobachten durfte, wie ein Mädchen nicht reingelassen wird, weil sie zu voll ist. Wir treffen den Rest der Gruppe draußen und es gibt für Search und mich zwei Optionen.

a.) Wir fahren zusammen mit den anderen zurück zu Jackys Wohnung und chillen da oder ...
b.) Wir gehen trotzdem feiern. Zu Zweit.

Mit Jackys Segen entscheiden wir uns für Option b.). Ich bin froh, denn seien wir mal ehrlich; wie sieht ein chilliger Abend mit besoffenen Freunden in Wirklichkeit aus? Irgendwie so in die Richtung:





Entfesselt laufen wir erstmal kreuz und quer durch das PM.
In der Techno-Halle angekommen, lassen wir uns gehen und plötzlich nistet sich neben uns eine gemischte Gruppe ein. In meinem wahnhaften Narzissmus gehe ich natürlich davon aus, dass sie es unseretwegen tun. Ist doch klar. Eine Frau dieser Gruppe holt einen kleinen Schminkspiegel mitten auf dem Dancefloor hervor und benetzt die Lippen mit Lip Gloss. Sie hat einen leicht milfigen Touch, was wahrscheinlich an der ledernen Solariums-Bräune liegt - nennen wir sie mal Ergoline. Ich stelle mich wie ein Creep hinter sie und gucke auch in den kleinen Spiegel. Ergoline weicht einen halben Meter zurück und schaut mich an als wäre ich hauptberuflich Menschenhändler. Ich nehme eine deeskalierende Körperhaltung ein und signalisiere nur, dass ich auch was von dem Lip Gloss haben will. Sie schüttelt ächzend den Kopf und ihr Gesichtsausdruck ist ein Cocktail aus Abneigung und Feindseligkeit. Ergoline ist nicht amüsiert.
Ich zucke mit den Schultern und drehe der Gruppe wieder den Rücken zu. Noch Minuten später, kann ich beim Dancen erkennen wie fast die gesamte Gruppe über mich diskutiert und wild mit den Händen in meine Richtung gestikuliert. Ich nehme es erfreut zur Kenntnis.

Fuck you, Sonnenbank-Crew.

Search und ich verlassen die Techno-Halle, um über den Bistro-Bereich wieder zurück zur kleinen House-Halle zu gelangen. Wartend an einer Theke, spricht uns ein Mädel an, ob wir denn Feuer hätten. Uncool wie wir sind, sind wir Nichtraucher und verneinen. Ich sehe mich ein wenig um und stelle fest, dass der komplette Tresen mit abertausenden Teelichtern beschmückt ist. "Nimm' doch einen davon", merke ich an. "NEEEE. Dann stirbt doch ein Seefahrer!". Diese Information muss ich erstmal sacken lassen. Noch nie so einen Unfug gehört. "Hä?! Und wenn schon, kennst du einen? Scheiß auf Seefahrer". Sie lacht und macht sich die Fluppe mit einem Teelicht an - damals war das unsägliche Indoor Smoking noch erlaubt. Sorry übrigens an den Seefahrer, der deswegen umgekommen ist. Wir flaxen ein wenig aber Search und mich zieht es wieder gen House-Halle.

Wir passieren die Hip Hop Halle, die voll mit Baby-G's und Candy-Playern ist. Halbstarke Schmierlappen. Ich muss es wissen, ich hab' hier mal gearbeitet. Zwei Jungs sehen das ähnlich. Sie fragen uns in einem holländischen Akzent, ob es hier noch eine gute House-Halle gibt. Das ist ein Bingo. "Da wollen wir auch grad hin, folgt uns einfach", meine ich. Wir high-fiven mit den beiden Holländern Guus und Kuijt (Weiß der Geier wie die beiden hießen) und marschieren aus der Hip Hop Halle. Kuijt meint zu uns, dass die beiden schon bald wieder in die Heimat aufbrechen wollen und macht uns ein Geschenk. "Wir haben eine Kartje gefundje. Ihr scheid kuuute juungs. Hier nehmense!". Wir sind skeptisch aber einem geschenkten Gaul schaut man nicht in's Maul. Im PM wird der Verzehr über elektronische Karten geregelt. Um das aktuelle Guthaben - oder viel eher den bisherigen Verbrauch - zu kontrollieren, sind an einigen Stellen Checkpoint-Automaten. Auf dem Weg zur House-Halle befindet sich so einer und wir überprüfen die geschenkte Karte. 

NOCH MEHR ALS 32 EURO GUTHABEN!!!

Bei den niedrigen Gertränke-Preisen sind wir nun offiziell die Dagobert Ducks des PM. Man bringe uns den teuersten Champagner, aber dalli! Uns dürstet es. Von nun an liefen Search und ich nur noch mit zwei Getränken in unseren Fäusten durch die Gegend. Tandem-Trinken.
Noch nie waren Holländer sympathischer und wir beschließen, zusammen mit Guus und Kuijt die House-Halle nochmal abzureißen. Full Moon Twilight Shit.
Oben angekommen erspäht Guus ein Mädel, was ihm scheinbar zusagt. Sie hat ein großes Tattoo auf dem Rücken und trägt eins dieser Kleider, die fast bis zur Po-Ritze ausgeschnitten sind. Hypnotisierend. "Sag der mal, dass ich ein kuuuter Dancer bin", flüstert Guus mir zu. Ich überlege keine zwei Sekunden, da wir den beiden definitiv noch 'was schuldig sind. Ich geh zu Drachen-Tattoo und erzähle: "Hi! Mein Freund da drüben ist Holländer und der muss dir was gestehen. Am besten erzählt er es dir selbst". Ich winke Guus herbei und OHNE auch nur EIN Wort zu sagen, tanzt Guus Drachen-Tattoo in der versautesten und dreckigsten Art und Weise an, die ich je gesehen habe. Ihr scheint es zu gefallen und die beiden grinden ein bisschen vor sich hin. Er hatte Recht; er IST ein guter Tänzer.

Guus' teuflische Dance-Moves

Nach ein wenig Schnacken verabschieden wir uns von Drachen-Tattoo und gehen tiefer in die House-Halle. Guus' Tanz-Fertigkeiten sind nicht unbemerkt geblieben und er wird von zwei Dudes zum Tanz-Duell herausgefordert. Ich erzähle keinen Scheiß! Wie in Step Up 3D oder sowas, bildete sich eine Crowd um die drei. Surreal.
Allerdings wusste ich genau, warum sich Guus auf so ein Battle eingelassen hat. Er wollte dem Mädel der Herausforderer imponieren. Eine kleine Disney-Queen in einem engen roten Kleidchen, was knapp unter der Fut aufhört und den üppigen J-Lo-Booty SO GRADE NOCH im Zaum halten kann. Guus rackert sich ab aber an Disney-Queen ist kein Rankommen. Scheinbar funktioniert die Realität doch nicht so wie in Tanzfilmen à la Honey oder Street Dance.
Wir wandern weiter auf dem Floor und um Guus - den fliegenden Holländer - wieder aufzumuntern, suche ich eine weitere Aspirantin. Eine Gruppe von ca. 7 Mädels; eine unscheinbarer als die andere, jedoch ist eine Granate unter ihnen. Ich steuer direkt auf sie zu und bringe den Guus-Klassiker. "Hi, hörma' mein Freund da drüben ist Holländer und er weiß nicht genau wie er es dir sagen soll ...". Ich rufe Guus herbei, der wieder beginnt die Alte anzugrinden. Dieses Mal scheint die Magie aber nicht zu wirken und alle Mädels schauen uns an als wären wir Hundeköttel auf dem Gehweg. Eine Freundin von Granate, die aussieht wie ein osmanischer Werwolf (nur in fetter), stellt sich schützend zwischen uns. Game Over.
Wir verabschieden uns von unseren holländischen Amigos und verbringen den Rest des Abends damit, unseren Wohlstand auszukosten. Whisky-Cola Double-Fisting.

Rückblickend war die Entscheidung zu 2. feiern zu gehen, genau die richtige, denn der Abend war wie ein perfekt getimter Cumshot. Im richtigen Moment rausgezogen und den anschließenden Niedergang des PMs nicht mehr miterlebt. Ruhe in Frieden, PM.