Freitag, 27. Februar 2015

Die zehn Gebote... No-Gos beim Feiern

Liebe Gemeinde.
Ich hab' lang nichts mehr von mir hören lassen, weil ich beruflich akut im Stress war (das ist gelogen) und wegen der Weihnachtszeit und so weiter. Falls ihr euch fragt, ob der alte Knochen irgendwann 'mal wieder einen Club testet, habe ich beruhigende Worte für euch: "Seid nicht so gierig".
Schon 'mal davon gehört, dass "Geben" viel mehr Freude macht als "Nehmen"? Ganz genau.


Heute geht es um die zehn Gebote. Was viele nicht wissen: Bei den allgemein hin bekannten Geboten handelt es sich schlichtweg um Übersetzungsfehler. Der ganze Käse mit Himmel, Erde und Ehefrauen ... alles halbgare Fiktion. Tatsächlich standen auf der Tafel Anleitungen zum adäquaten Partymachen und der Onkel hat für euch jene alten Tugenden noch einmal aufgewärmt.

Da der durchschnittliche Larry-Popper-Besucher eher einfach gestrickt ist (nichts für ungut) und Lesen ihn unkonzentriert abschweifen lässt, ja sogar teilweise aggressiv macht, werde ich in Zukunft immer eine Audio-Datei anfügen, sodass ihr den aktuellen Beitrag als Hörbuch (gelesen von einer sympathischen Computerstimme)  genießen könnt.

Ton-Spur:







I. Du sollst nicht ... Bier schulden und abhauen!


Was gibt es ernüchternderes (im wahrsten Sinne des Wortes), als wenn man sich gegenseitig Runden ausgibt und einer der Truppe sich ausklinkt, ohne seinen Beitrag geleistet zu haben. Alleine beim Tippen dieser Passage haben sich bei mir vor lauter Wut Faust-große Furunkel im Nacken gebildet. Wenn's Runden gibt, klebt der gleiche Typ stundenlang an dir wie Scheiße an der Wand - kaum ist er an der Reihe, feiert er spontan seine Unabhängigkeit und verschwindet im Nebel der Nacht. Hört sich vielleicht mystisch an, ist aber so asozial wie die S-Bahn.  Wenn du zufällig zu dieser Sorte Untermensch gehörst, geh 'ne Bahn Schwimmen - mit einem Rucksack voller Ziegelsteine. Du bist das Schwarze unter den Fingernägeln deiner Freunde und solltest dich was schämen.

Nachtrag: Zu dieser Kategorie gehören auch die Leute, die dir ein Bier schulden, weil du ihnen die Taxi-Fahrt vorgestreckt hast, es dir aber in hundert Jahren nicht zurückzahlen werden. Eher kannst du auf die wahre Liebe oder die Maya-Apokalypse hoffen.



II. Du sollst keine ... Abgrundtief hässliche Fotos hochladen UND Leute verlinken


Fotogenität ist eine Gabe. Während der eine es mühelos schafft auf  jedem Foto mit der majestätischen Schönheit eines Sonnenaufgangs zu strahlen, hat der andere die Ausstrahlung einer Klabusterbeere die lustlos in einer verschwitzten Maurer-Kimme hängt. Erschwerend kommen die nicht gerade schmeichelhaften Lichtverhältnisse, der Blitz der Kamera (so hell wie die Oberfläche der Sonne) und fünf Liter Alkohol hinzu. Kombiniert man alle Faktoren, siehst du aus wie ein nasser Maulwurf, der in die Scheinwerfer eines heran rasenden Wagens schielt und an Down-Syndrom leidet. Stell dir 'mal vor, du wachst verkatert auf, musst dir eventuell den Abend noch ein- oder zweimal auf der Toilette durch den Kopf gehen lassen und findest dann die überaus reizenden Fotos des Vorabends im Internet, auf denen du dreinschaust wie Gollum nach zehn Runden mit den Klitschkos.




III. Du sollst keinen ... Würstchen-Kreis bilden


Ab und zu trifft man sie an, Ansammlungen von jungen Männern, teilweise so groß wie Makrelenschwärme. Dabei ist die Dichte einer solchen Wurstgrube so groß, dass kein Lichtstrahl mehr rein- oder rauskommt. Von außen wirkt es so, als würden die Herren eine große Runde Keks-Wichsen spielen aber weit gefehlt: Auch Spaß vermag es nicht in diesen Cock-Pit einzudringen. Wie eine römische Phalanx wandert der Pulk zwischen Theke und Toilette und wehrt dabei sämtliche Versuche der Außenwelt, ein wenig Freude in die Runde zu bringen erfolgreich ab.




IV. Du sollst nicht ... Liebeskummer aktiv ausleben


Ja ich weiß, Jenny war die einzig Wahre. Die eine wie keine. Niemand hat so eine süße Zahnlücke wie sie und keiner verstand dich und deinen Sinn für frechen, aneckenden Humor besser. Du bist zwar erst 19 und ihr wart erst fünf Wochen zusammen aber eines steht fest: So eine wirst du nicht mehr finden. Nun hat sie aber Schluss gemacht, da sie "noch leben" will und "es an ihr liegt". Du greifst alle drei Minuten zum Mobiltelefon in der stillen Hoffnung, dass sie dir ein fröhliches "Hey" oder tiefsinniges "Na wie geht's" schickt aber Pustekuchen. Mit jedem Blick auf's leere Display und jedem Schluck wirst du frustrierter und wütender. "ICH RUF DIE FOTZE AN" seiberst du dir energisch aber leise zu. Was dann folgt ist ein Versuch Jenny's Mailbox klarzumachen, wie sehr du sie vermisst. Du schwankst gekonnt im Zickzack zwischen wehmütigen Liebesbekenntnissen und wüsten Beleidigungen hin und her. Rhetorisch auf aller höchstem Niveau baust du Pausen ein, in denen du leise schluchzt, um die Dramaturgie zu erhöhen. Ein Jammer nur, dass Jenny selbst grade mit ihren Mädels feiern ist und mit fremden Dustins so richtig einen drauf macht. Deine Nachricht wird sie dann verkatert am nächsten Morgen löschen, denn seien wir mal ehrlich: Mailbox-Nachrichten sind scheiße.




V. Du sollst nicht ... Fremden etwas ausgeben
Es gibt Leute, die sich schamlos durch die Gemeinde zapfen. Das einzige was man in den Geldbeuteln dieser Bettelbrüder findet sind abgelaufene McDonalds-Gutscheine, alte Rubbel-Lose und Knöpfe. Auf der anderen Seite des Spektrums befinden sich die Gönner. Leute, bei denen die Kohle extrem locker sitzt. Der Gönner ist allergisch gegen Geld, deshalb wirft er es nur so zum Fenster heraus. Anders ist es nicht zu erklären, warum er Wildfremden sündhaft teure Tränke kauft nur um dann am nächsten Morgen konsterniert festzustellen, dass er am Vorabend seinen halben Monatslohn in eben jene Suff-Touristen investiert hat. Wem willst du was beweisen Zuckerberg? Kauf lieber deinen Freunden etwas!



VI. Du sollst nicht ... Fahrer sein und hetzen


Der Fahrer als solches ist eine noble Gestalt. Voller Uneigennützigkeit hat er sich dazu bereit erklärt, die anderen Matrosen sicher zur Party und wieder nach Hause zu bringen. Ihm gebührt nichts als Dankbarkeit und Lobgesang. Wenn besagter Fahrer nun aber anfängt, Leuten auf den Stift zu gehen und sie zu hetzen, hat er seine Vorschusslorbeeren verspielt. Plötzlich wird aus dem weißen Ritter Gargamel und er sinkt auf der Coolheits-Skala in's Bodenlose. Als Tipp: Wenn du fahren möchtest, fahr. Oder aber erdulde den Nonsens deiner Freunde, bis du die satten Blaumänner nur noch aufsammeln brauchst. Oder melde dich gar nicht erst als Fahrer, wenn du dem heiklen Job nicht gewachsen bist.




VII. Du sollst nicht ... Bewusst den Dress-Code missachten


Es wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass helle Hosen und Sneaker zu unterlassen sind. Alle haben sich mehr oder minder fein hergerichtet - einfach ihr Bestes gegeben, denn keiner will verantwortlich dafür sein, den Abend der kompletten Runde zu ruinieren. Dann kommst du daher und siehst aus, als würdest du in einer Mülltonne der Sesamstraße leben. Dein T-Shirt ist ein alter Lumpen, mit dem andere Leute nicht 'mal ihren Boden wischen würden. Überall unidentifizierbare Flecken - könnte Majo sein. Oder Sperma. Wer weiß das schon so genau, nicht wahr? Deine Hose ist löchrig, als hättest du einen Tsunami hinter dir und siehe da, deine Lieblings-Schuhe hast du ja auch an. Alte, schmierige Chucks, deren Sohle bei jedem Schritt mitbaumelt, als hätte sie was zu sagen. Die Schuhe werden lediglich von alten Kaugummis zusammen gehalten und an der Ferse blicken die grauen Puma-Socken griesgrämig in die Freiheit hinaus. Untermalt hast du deine Tracht mit deinen nicht-gemachten Haaren à la Kanal-Penner, was deinen nicht gerade appetitlichen Ochsen-Schädel noch größer erscheinen lässt und die Haare sind derart fettig, das man den Eindruck bekommt, du trägst Butterbrote als Hüte. Alles, was du verkörperst schreit mit alarmierender Dringlichkeit: "Hilfe, ich brauche eine Dusche und eine warme Mahlzeit". Warum sollte dich ein Türsteher so reinlassen? Wir sind hier nicht im Tierheim, Grundgütiger!




VIII. Du sollst nicht ... Einfach abhauen, obwohl man versprochen hat jemanden mitzunehmen/bei sich schlafen zu lassen


Jetzt reicht's, fieser geht's nicht. Wer einen Freund so hintergeht ist schlimmer als Berufsverkehr. Wenn du jemals eine derartige Aktion gebracht hast, hoffe ich inständig, dass du eine saftige Beichte abgelegt hast und in deiner Gemeinde von Tür zu Tür gegangen bist, um um Vergebung zu bitten. Falls nicht, ist dir nicht mehr zu helfen Hitler. Dein Herz ist kalt wie Trockeneis und deine Seele schwarz wie Teer. Mitmenschen sollten einen großen Bogen um dich machen, denn wer weiß, was du als nächstes vorhast? Vielleicht Obdachlose bestehlen? Eine Oma treten? Völkermord? Du bist das Hinterletzte. Wenn ich dein Vater wäre, würde ich dich gegen eine Stange Lakritz eintauschen, und ich mag Lakritz nicht einmal. Dein Freund hing an der Klippe und du hast einfach auf seine Finger getreten. Er ist Mufasa und du Skar. Such dir 'ne Nadel AIDS du Pissbudenlui.




IX. Du sollst nicht ... Nörgeln


Nörgler sind Menschen, die sich und das Leben aufgegeben haben. In der Nahrungskette ganz unten versuchen sie alles um sich herum runter zu ziehen, um auch mal über die Tischkante gucken zu können und ein wenig Trost zu finden. Wer versucht ihnen entgegen zu kommen, kämpft gegen Windmühlen. Zeig einem Nörgler einen schönen Regenbogen und er wird erwidern: "Ach wär ich doch zu Hause". Sein Problem ist, dass das Gras auf der anderen Seite immer grüner ist. Über ihm schwebt stets eine Regenwolke und wenn sein Leben einen Soundtrack hätte, wäre es eine traurige Violine untermalt von dem Schluchzen eines Kindes, dessen Meerschweinchen verstorben ist.




X. Du sollst nicht ... Nur am Handy hängen


Selbstverständlich bist du ein Business-Man und musst um 3 Uhr nachts, völlig betrunken noch wichtige Dinge erledigen. Zum Beispiel alte Chat-Verläufe abchecken, Instagram durchforsten und auf Facebook posten, wie viel Spaß du hast, obwohl du gar keinen hast. Während du voller Stolz verkündest "#BEST PARTY EVVAAA", stehst du mitten auf der Tanzfläche und deine freudlose Visage wird vom Handy-Display ausgeleuchtet. Dein Problem ist, du wärst gerne wo anders und jemand anderes. Tausend deiner virtuellen Freunde wissen nun, dass du heute einen drauf machst aber deine fleischlichen Freunde, die deine uninspirierende Erscheinung schon den ganzen Abend erdulden mussten, wissen was für ein Schnüffelstück du bist. Anstatt tatsächlichen Spaß zu haben. schmückst du dich mit Unwahrheiten. Du lebst in Narnia. Du bist der falsche Jakob. Tu dir und deinen Mitmenschen einen Gefallen und pack dein Telefon bei Seite und versuch 'mal zehn Minuten in der Echt-Welt mit Echt-Menschen zu kommunizieren.




Schlusswort: Nachdem Moses diese zehn Gebote durch das Wort Gottes notierte, musste er verblüfft feststellen wie gehaltvoll und wahr diese Glaubenssätze doch sind und er trug diese frohe Kunde unter's Volk, sodass nie wieder eine Party unter jenen Freveleien zu leiden hatte. Fortan wusste der gemeine Pöbel wie er sich im Rahmen einer Festlichkeit zu verhalten hatte und bis auf einige wenige verkorkste Arschlöcher funktionierte das auch prima. Amen.