So seied mir gegrüßt. Ihr, die stets diese Seite besuchet habt, obwohl ich wie eine Musch-Musch MONATELANG hab nichts von mir hören lassen. Wie ein Vater, der "kurz 'mal neue Kippen holt" und seine Sprösslinge scham- und führungslos auf immer ihrem Schicksal überlässt, ließ auch ich euch im trostlosen Morast des Internetzes zurück. Ihr musstet euch in der Zwischenzeit der Narretei von Facebook und Bild.de unterjochen, völlig im Unklaren darüber, ob und wann Larry Popper 'mal wieder mit einem Plumpsack herumkommt. Sad Times.
Unschwer zu erkennen, dass das Warten ein Ende hat. Ich muss gestehen, ich fühle mich gerade, als würde ich nach jahrelanger Abstinenz zum ersten Mal wieder auf ein Skateboard steigen. Ja, ich weiß noch theoretisch wie es geht, aber mein Körper nudelt sich in völliger Fremdartigkeit auf's Brett. Nun gut, ich werde versuchen, möglichst heile gerade-aus zu fahren und hier und da 'mal einen Ollie einzustreuen. Chia!
In der heutigen Lesung soll es um eine altbackene aber nicht minder humorige Anekdote aus meiner jüngeren Trinker-Karriere gehen. Die Story ist nun gute fünf Jahre gereift und es wird Zeit die Flasche zu köpfen - Zum Wohl!
Es ist 2009 und unser Kumpel Zen-Meister feiert seinen Geburtstag im malerischen Wuppertal. Zu diesem Anlass lud er einige Kollegen, darunter auch bereits bekannte Haudegen wie Long-Dong, aber auch für euch neue Akteure wie Rambo, Jay-Z oder Cholero ein. (Weitere Statisten werden im Laufe der Story noch blitzartig, aus der Hüfte heraus, eingestreut)
Zen-Meister öffnet uns die Tür zu seinem Palast. Ein Anwesen wie bei MTV-Cribs. Und das Ganze auch noch in sturm-frei. FUCK. YEA.
Ohne Zeit zu verlieren schmeißen wir uns ans Banquett wie hungrige Besoffene auf Erdnuss-Flips.
Fleischberge bis zum Horizont und Salate aus aller Herrenländer. Wir muffen alles ungekaut in uns hinein, lecken die Teller ab und schauen uns zufrieden in die Augen in der Gewissheit eine perfekte Grundlage für das bevorstehnde Donnerfest geschaffen zu haben. Was folgt sind einige lockere Partyspiele à la Flunkyball und ZIRKELN. Und wenn ich locker schreibe, meine ich damit herzlos, brutal und barbarisch.
Es war der erste Abend, an dem ich Bekanntschaft mit diesem zunächst unscheinbaren Spiel machen durfte. Was folgte war eine Fistung der dritten Art. Bück dich Andy, der Zirkeln kommt.
Dabei fängt alles so harmlos und spielerisch an. "Oh, ich muss einen Feigling trinken, hi hi hi. Oh, noch einen! Zwei? Wieso drei? Achso fünf....". Ehe man sich verguckt, befindet man sich mit seinem naiven Hintern schon mitten auf einer Rutsche direkt in den Schlund von Desaster und Ruin (Die Regeln von Zirkeln). Jetzt ist es so, dass von ca 10 Anwesenden nur etwa die Hälfte mitzirkelt. Die Zuschauer, darunter Rambo und Long-Dong, sitzen mir direkt gegenüber und kichern bei jedem Feigling, der mir aufgebrummt wird. Ich sehe im Augenwinkel wie sie mit dem Finger auf mich zeigen, die Zigeuner. Jedoch interessiert mich das schon längst nicht mehr. Nicht die beiden sind meine Feinde, sondern die etwa 30 Feiglinge die vor meiner Nase stehen. Wie es dazu kam, fragt ihr?
Nun es gibt beim Zirkeln gewisse Regeln, die während einer Runde erstellt werden. Beispielsweise darf man kein "Ja", kein "Nein" oder kein "Ich" mehr sagen. Ich, in meinem jugendlichen Elan, machte mir nix aus Regeln. So erntete ich einen Straf-Feigling nach dem anderen. "JA JA, ICH bin dran", "NEIN Scheiße , habe ICH wieder JA gesagt?". Und so ging das etwa eine Stunde lang. Derweil ist ein Kollege vom Zen-Meister aufmümpfig geworden und meint in meine Richtung gallen zu müssen: "Du trinkst doch voll wenig, ich hab schon viel meeeeehr". Frechheit, ich nicke mit sarkastischem Blick ab und versenke die nächsten 2 Feiglinge, YAMMI!
Fünf Minuten später sehe ich eben genannten frechen Freund in der Topf-Pflanze neben dem Tisch liegen - reiernd und winselnd wie ein Obdachloser an Heiligabend. KARMA, Keule. Mir geht's zwar auch nicht überragend aber ich lache ihn aus. Hach, Zirkeln du feiner Geist. Du bringst Leute zusammen!
Es dauert nicht lange, bis ich mit dem Trinken der Feiglinge nicht mehr hinterher komme. Zu viele neue häufen sich an. Vor mir ein Teppich von diesen scheiß lila Deckeln. Dabei konnte ich Feigling immer gut trinken. Seitdem meide ich es wie der Teufel das Weihwasser.
Zwischenbillanz:
- Zen-Meister: Sitzt zwar aufrecht, schielt aber und kichert unkontrolliert vor sich hin.
- Frecher Freund vom Zen-Meister: Sitzt nicht mehr aufrecht. Liegt in der Erde und umarmt die vollgekotzte Topf-Pflanze
- Ich: Mein Gesicht hat die Farbe des lila Feigling-Deckels. Wehre mich vehement gegen den bevorstehenden Absturz. Halte mich mit einer Hand am Abgrund fest und die Feiglinge treten mir auf die Finger.
- Jay-Z: Sie hat ordentlich gelitten aber anhand meiner Fehler gelernt. Steht wesentlich besser da als ich, Zen-Meister oder der freche Freund.
- Cholero: Der Veteran der Runde. Hat das Spiel ja auch schließlich eingeführt. Sitzt völlig nüchtern da, macht ein Angela-Merkel-Dreieck und lächelt verschmitzt vor sich hin wie ein James-Bond-Bösewicht.
Ich habe das Trinken schon lange eingestellt und sage nur immer wieder bei Schnaps-Runden: "MUUACHT SCHULDEN". Darauf hin stapeln die anderen munter weiter Feiglinge auf meinem Platz zu einer Art Feigling-JENGA-Turm. Mein peripheres Sehen ist nicht mehr das allerbeste aber ich meine durch den Nebelschleier meines Suffs erkennen zu können wie Rambo und Long-Dong mich imitieren. HAHA, lustiges Spiele ihr Nacken. Fuck you!
Möge der Blitz mich beim Scheißen treffen, falls ich lüge: Ich bin nicht abgeschmiert. Jedoch würde ich lügen, wenn ich behaupten würde, nicht kurz davor gewesen zu sein. Mein Magen hat etliche Male versucht die toxische Feiglung-Suppe irgendwie aus dem System zu schaffen, aber ich hab die Luken dicht gehalten und so blieb wenigstens ein kleiner Triumph am Ende des Tages. Ich hatte aber auch in dem frechen Freund, der kopfüber in Yoga-Pose in der Gartenpflanze verweilte, ein mahnendes Beispiel.
Nach zwei Stunden hat die Pein ein Ende und wir beenden diesen Teufels-Zirkel. Nun kommt die nächste Challenge: Aufstehen.
Den einen gelingt es etwas besser als den anderen. Ich halte mich dabei einfach an Cholero fest, er ist nun mein Anker. Ich klebe an ihm wie ein Putzer-Fisch.
Zen-Meister versucht aufzustehen. Bemerkt aber dass die Beine ihm einen Streich spielen und ihre eigenen Pläne verfolgen. Wie nasse Spaghetti lassen sie den Zen-Meister wanken, der sich in Panik versucht an der Tischkante festzuhalten. Dabei nimmt er die halbe Tisch-Garnitur mit, kann sich aber so gerade noch an einer Wand abstützen. Geschafft. Die Erleichterung ist ihm anzusehen.
Wir verabschieden uns - Heimfahrt. Ich bin so belegt, dass ich immernoch an Cholero klebe. Ich bitte ihn mir die SMSen (damals gab's noch kein Whatsapp ihr Fische) meiner Freundin vorzulesen. Ich diktiere darauf hin eine Antwort, die er für mich eintippen soll. Ohne Auto-Korrektur war es damals in der Tat eine Sisyphus-Aufgabe einen Zwei-Zeiler per Handy zu formulieren. Nach einer Weile gebe ich auch das Diktieren auf und sage Cholero er soll einfach nach eigenem Ermessen antworten.
Ich döse vor mich hin, schaue die vorbeirauschenden Straßen-Laternen an und konzentriere mich auf meine Atmung. NUR. NICHT. BRECHEN. Es gelingt mir.