Ich bin ein Nachos-Junky. Oftmals sind Nachos der einzige
Grund für mich überhaupt in’s Kino zu gehen. Im Regelfall habe ich die Nachos
schon vernichtet, da hat die Filmvorschau noch nicht einmal angefangen. Am
besten sind die vom UCI, weil diese ausnahmsweise nicht so schmecken, als hätte
man grade eine Chio-Tüte aufgemacht und aufgewärmt. Die UCI-Nachos entfalten ihren ganzen Zauber aber erst zusammen mit Salsa, Käse-Soße und JALAPENOS.
Eines Sonntags war ich in Prometheus und verputzte –
natürlich – die Nachos in Null-Komma-Nix. Ich weiß nicht, ob’s am schäbigen Film
lag oder an den Jalapenos aber irgendwie lief es dieses eine Mal nicht ganz so
reibungslos.
Der Montag danach:
Ich werde wach und habe verschlafen, weil mein scheiß Handy
leer gegangen ist über Nacht und demzufolge nicht alarmiert hat. Ich schmeiß
mir einige Lumpen über und stolpere aus dem Haus. Insgesamt keine 10 Minuten
für’s Fertigmachen. Damals bin ich von Duisburg aus mit dem Auto zum Bahnof
Krefeld Oppum gefahren, um von dort aus weiter mit dem Regio zur Arbeit zu
fahren.
Während der Autofahrt bemerke ich schon seismische
Aktivitäten im Unterstübchen. Es brodelt sich was zusammen. Erst subtil und kaum
wahrnehmbar, dann immer heftiger. Plötzlich zieht sich die komplette Magengegend
zusammen. Der Puls steigt. Kalter Schweiß auf der Stirn. Das ist die Art Teufels-Wurst,
die ungeduldig im Mastdarm vor sich hinglüht; das ist mir jetzt bewusst.
Meistens hat man in solchen Fällen einen Countdown von ca. 30 Minuten, bis der
Schließmuskel erschöpft aufgibt und der Lava Tür und Tor offen stehen.
Schon bei der Parkplatz-Suche scanne ich die Umgebung auf
Möglichkeiten für einen Stuhlgang. Es ist kurz vor 7 und die meisten Geschäfte
haben noch geschlossen. Es gibt weder eine Bahnhofs-Toilette, noch habe ich
Zeit auf den Zug zu warten, nur um eine eventuelle Chance auf eine Toilette
dort zu bekommen. FUCK! Für einen kurzen Moment ziehe ich die Option in
Betracht, mir einfach in die Hosen zu scheißen, nach Hause zu fahren und mich
krank zu melden. In letzter Minute entdecke ich das nahegelegene Kamps. Mit
zusammen gekniffenen Backen sprinte ich die paar hundert Meter vom Parkplatz
zum Kamps. Dabei sehe ich mit meinen O-Beinen aus wie John Wayne.
Keine Kunden-Toilette. Un. Fass. Bar.
Nachdem die paar Leute vor mir in der Schlange endlich ihre
Schoko-Stütchen und Fitness-Bagels mit Smoothie bekommen haben, bin ich an der
Reihe. Mittlerweile fühle ich mich wie Sigourney Weaver damals, als sie kurz davor war
ein Baby-Alien zu gebären. Mit zittriger Stimme frage ich die nette Kamps-Dame,
ob die hier irgendeine Form von Klo haben. „Bedaure, leider nicht“, schaut die
Frau mich entschuldigend an, erkennt aber meinen akuten Zustand. „Sie können
aber die Personal-Toilette benutzen – kommen sie 'mal mit“. DU ENGEL! Oh‘ du
heilige Kamps-Frau, Mutter Theresa, meine weiße Ritterin. Ich liebe dich.
Wir spazieren einige hundert Meter durch eine Art Lager. Dort gibt
es eine einzige Toiletten-Kabine mit einem winzigen Waschbecken daneben. Das
genügt mir, noch nie habe ich mich so gefreut eine sanitäre Anlage zu sehen.
Ich verliere keine Sekunde und schleuder‘ mich auf den Hot-Seat. Die Buchse
ist kaum unten, da kommt die braune Lawine schon. Mit 3 bar Überdruck schießt
die Cluster-Granate gegen das Porzellan und explodiert in einer derart heftigen
Detonation, dass sogar der Geologische Dienst NRW eine winzige Magnitude auf
der Richterskala vernommen haben muss. Es brennt wie Lava; ich habe das Gefühl
soeben eine Igel-Familie ausgeschissen zu haben. Ich hätte schwören können,
danach sind zwei Hobbits in die Kabine marschiert und haben einen Ring in die
Schüssel geworfen.
Zwar benötige ich nun eine Wund- und Heilsalbe – vielleicht sogar
eher einen Feuerlöscher – aber ich bin glücklich. Die Strapazen sind vorbei.
Ich lächle gequält vor mich hin und glaube sogar für einen Moment ein
göttliches „Halleluja“ zu hören. Ich spüle ab und bedaure einen kurzen
Augenblick den Kanalarbeiter, der dieser gottlosen Arschgeburt begegnen wird.
Egal, nicht mehr mein Problem. Sayonara, außerirdische Sprüh-Wurst.
Ich rappel mich auf, meine Beine sind ein wenig wackelig.
Ich atme tief durch und überlege mir schon welche Bahn ich als nächstes nehmen
werde. Beim Verlassen der Kabine dann der Schock.
DIE KAMPS-FRAU STAND DIE
GANZE ZEIT DANEBEN.
Kennt ihr das, wenn ihr auf der Arbeit in Ruhe ein Geschäft
verrichten wollt und auf einmal gesellt sich jemand zu euch in die Nebenkabine?
Danach geben sich beide Mühe, möglichst leise zu sein und außer einem
gelegentlichen Pfeifen und Plätscher-Geräuschen hört man auch nichts. Nun, bei mir war das nicht so. Ich habe mich völlig
vergessen. Hab‘ komplett los gelassen und meine volle Energie in den einen Wurf
reingesteckt. Scheiße, ich glaube sogar dabei laut gestöhnt zu haben.
Die Frau schließt kommentarlos die Kabine ab – ich weiß bis
heute nicht, wie sie das ohne Gasmaske überhaupt überleben konnte.
Die arme Kamps-Frau |
Auf dem Weg zurück, durch das Lager und Kamps-Geschäft,
versuche ich in meiner Euphorie noch Small-Talk anzuregen aber die Frau ist wie
paralysiert. Schockiert nickt sie nur und starrt fest auf den Boden. Ich
glaube, das war das letzte Mal, dass sie einem Kunden die Geschäfts-Toilette
angeboten hat.