„ ... am beschde raven ... “
Zugetragen: Oktober 2013 – Geschrieben: November 2013 von Miller
Da ich vergangenes Wochenende auf einer privaten Geburtstags-Party meiner Cousine war, die anbei bemerkt geschichtsträchtig war, und keinen externen Club besucht habe, muss ich dieses Mal auf einen älteren Test zurückgreifen.
Ich weiß, ich hätte auch lieber etwas Frisches präsentiert,
aber et kütt wie et kütt also bleibt cremig. Folgendes Ereignis trug sich vor ca. 2
Monaten zu.
Long-Dong und ich haben uns nach einer kleinen, erquickenden
Disko-Pump-Session bei mir eingefunden, um auf Jerrys Startsignal zu warten.
Jerry, der selbst aus Krefeld angereist kommt, trifft sich nämlich in Cologne
mit zwei Kollegen und wir gedenken dazu zu stoßen, um dem Ganzen eine Prise
A-Team zu verleihen. Wir spielen Fifa und trinken Whisky-C, bis ich endlich ein
Lebenszeichen von Jerry bekomme. „Wir sin‘ glei‘ daaaa!“, seibert er mir
erheitert am Telefon entgegen. Nice, Jerry ist jut drop. Jetzt müssen wir auch losdüsen.
Einige Zeit später schlagen wir am vereinbarten Treffpunkt
Rudolfplatz auf aber kein Jerry in Sicht. Wir gehen also erst einmal Geld an
einer nahegelegenen Sparkasse holen. Da ich kein Sparkassen-Kunde mehr bin,
muss ich die volle Zusatzpauschale zahlen von ungefähr vier Euro ... buppzig. Den
genauen Betrag kenne ich nicht mehr, aber ich bin angepisst. Das ist eine türkische
Pizza, die ich der Sparkasse gerade in den Rachen geschmissen hab‘. Verflucht seist du Sparkasse,
du Bank-Faschist!
Mit vollem Geldbeutel erblicken wir plötzlich aus der Ferne Jerry und seine zwei Kollegen, Bruce Willis und Rugby, die in das Triple A
einmarschieren. Wir winken zwar wie Forrest Gump aber bedauerlicher Weise bemerken sie uns nicht. Auf einmal werden wir von fünf
Dudes angequatscht, die wie sich herausstellt aus Stuttgart kommen: “Sorry
Jungs, Wischt ihr, wo mans hier am beschde raven konn? “.
Der Ur-Kölner Long-Dong bemüht sich, den Stuttgartern einige
Clubs zu nennen, versichert aber, dass Raven eigentlich gar nicht so sein Ding
ist. Ich wiederum bin viel zu überfordert mit der Gesamtsituation und frage
mich nur die ganze Zeit: „A: Warum in Gottes Namen fährt man zu fünft den weiten
Weg von Stuttgart nach Köln, nur um zu raven; und B: Warum recherchiert man
nicht vorher?“. Die Raver-Logik erschließt sich mir irgendwie nicht und das
Einzige, was ich laut aussprechen kann ist: „Jo Jungs, müsster gucken…“. Wir
verabschieden uns und wünschen ihnen noch viel Glück für den Abend. Die
Stuttgarter wandern davon in die dunkle Kölner Nacht mit ihren viel zu weiten
Raver-Hosen.
Einlass Triple A. Wie sich herausstellt, ist heute eine Art
Neon-Party. Das bedeutet, der gesamte Club ist geflutet in Schwarzlicht und
überall liegen Wasserfarben und leuchtende Utensilien. Ein Augenschmaus! Wir
treffen Jerry, Bruce Willis und Rugby an der Theke, selbstverständlich. Die drei
machen schon einen heiteren Eindruck, sodass Long-Dong und ich beschließen,
aufzuholen. Wir decken uns abwechselnd mit Jägermeister und Kölsch ein, bis wir
auf Betriebstemperatur sind und endlich funktionieren.
Im Triple A läuft ein lausbübischer Mix aus Hip Hop und House, der uns durchaus zusagt. Wir sprengen zum ersten Mal unseren Würstchen-Kreis und ich finde mich am Tisch mit den Wasserfarben wieder. Ich beobachte zunächst amüsiert, wie sich zwei Mädels damit komplett einkleistern. Es ist kein konkretes Motiv oder Muster zu erkennen, es wird prunklos einfach drauf los gestrichen. Schließlich wenden die beiden sich mir zu, da ich noch komplett unberührt daneben stehe. Zunächst habe ich ein wenig Angst vor den Terror-Schwestern aber sie lassen Gnade walten und kritzeln mir lediglich „LISA 18!!!“ auf den Unterarm. Hier sei erwähnt, dass das Publikum im Triple A extrem jung ist, was erst einmal nichts Schlechtes bedeuten muss. Es äußert sich aber im Wesentlichen dadurch, dass die Leute schon sehr früh sehr voll sind, was wahrscheinlich der nicht vorhandenen Trink-Erfahrung geschuldet ist. Während wir üblicher Weise erst gegen 1 Uhr Fahrt aufnehmen, liegt der durchschnittliche 18-Jährige dann schon entweder auf Toilette brach oder zu Hause in den Federn. So kommt es auch, dass es im Triple A so gut wie keine Twilight-Zone gibt, da der Großteil dann schon entmutigt und zerstört aufgegeben hat.
Miller, Long-Dong, Jerry, Bruce Willis und Rugby |
Im Triple A läuft ein lausbübischer Mix aus Hip Hop und House, der uns durchaus zusagt. Wir sprengen zum ersten Mal unseren Würstchen-Kreis und ich finde mich am Tisch mit den Wasserfarben wieder. Ich beobachte zunächst amüsiert, wie sich zwei Mädels damit komplett einkleistern. Es ist kein konkretes Motiv oder Muster zu erkennen, es wird prunklos einfach drauf los gestrichen. Schließlich wenden die beiden sich mir zu, da ich noch komplett unberührt daneben stehe. Zunächst habe ich ein wenig Angst vor den Terror-Schwestern aber sie lassen Gnade walten und kritzeln mir lediglich „LISA 18!!!“ auf den Unterarm. Hier sei erwähnt, dass das Publikum im Triple A extrem jung ist, was erst einmal nichts Schlechtes bedeuten muss. Es äußert sich aber im Wesentlichen dadurch, dass die Leute schon sehr früh sehr voll sind, was wahrscheinlich der nicht vorhandenen Trink-Erfahrung geschuldet ist. Während wir üblicher Weise erst gegen 1 Uhr Fahrt aufnehmen, liegt der durchschnittliche 18-Jährige dann schon entweder auf Toilette brach oder zu Hause in den Federn. So kommt es auch, dass es im Triple A so gut wie keine Twilight-Zone gibt, da der Großteil dann schon entmutigt und zerstört aufgegeben hat.
Die anderen Jungs kommen zum Malstand hinzu und zunächst pinsel‘
ich Jerry „SM“ in’s Gesicht. Die Revanche sollte noch folgen. Dann möchte Rugby
gerne zwei Striche auf die Wangen haben, wie es oft bei Footballern zu sehen ist.
DONE. Da Bruce Willis, der eine Glatze trägt, uns desinteressiert den Rücken
zudreht, packt Jerry die Gelegenheit am Schopfe und kritzelt Bruce Willis
kurzerhand einen dicken Smiley hinten auf die Fleischmütze. Er scheint nichts
bemerkt zu haben und wir gackern vor uns hin.
Nun bin ich an der Reihe; ich wünsche mir einen prächtigen, leuchtenden Penis auf die Wange. Jerry gibt sich Mühe aber ich merke schon, dass er zu viele Pinselstriche dafür benötigt. Irgendwann gibt er es auf und schmiert mir wahllos durch die Fresse. Ich fühle mich danach als würde ich eine Gurken-Maske von Yves-Rocher tragen oder so. Ich verschwinde auf die Toilette, um den entstandenen Schaden, pardon, Jerrys Kunstwerk, genauer zu begutachten. Ich sehe aus, als hätte ich an einem Bukkake mit den Schlümpfen teilgenommen. Das ganze Gesicht ist farbig, als wäre ich ein Scharfschütze. Es haben nur noch kleine Zweige und Blätter in den Haaren gefehlt.
Bruce Willis |
Nun bin ich an der Reihe; ich wünsche mir einen prächtigen, leuchtenden Penis auf die Wange. Jerry gibt sich Mühe aber ich merke schon, dass er zu viele Pinselstriche dafür benötigt. Irgendwann gibt er es auf und schmiert mir wahllos durch die Fresse. Ich fühle mich danach als würde ich eine Gurken-Maske von Yves-Rocher tragen oder so. Ich verschwinde auf die Toilette, um den entstandenen Schaden, pardon, Jerrys Kunstwerk, genauer zu begutachten. Ich sehe aus, als hätte ich an einem Bukkake mit den Schlümpfen teilgenommen. Das ganze Gesicht ist farbig, als wäre ich ein Scharfschütze. Es haben nur noch kleine Zweige und Blätter in den Haaren gefehlt.
Ich wasche alles weg, bis auf den lieblosen Penis auf meiner
linken Wange und begebe mich wieder zum tanzenden Volk. Mittlerweile ist die
Stimmung bei den Jungs im roten Drehzahl-Bereich und wir werfen bei jedem Hip-Hop-Lied
West Coast und andere Rapper-Gesten durch die Luft. Ich erspähe am Rand stehend
eine Freundin von mir – Jane. Jane ist mit ihrer Freundin Tipsy da und
eigentlich fester Bestandteil des Triple A’s. Ich tänzel rüber, um „hallo“ zu
sagen und der zum damaligen Zeitpunkt noch Single-Jerry stößt ebenfalls hinzu.
Sofort widmet er sich Tipsy. Ich beschäftige derweil Jane mit lockerem
Smalltalk, damit Jerry unbelastet sein Game aufziehen kann.
Zuschauer, Tipsy, Miller und Jane |
Im weiteren Verlauf pendeln wir zwischen Theke und
Dancefloor hin und her. Die Mädels sind inzwischen Bestandteil der Gruppe,
sodass wir im inzwischen leerer werdenden Triple A die absolute Pole Position
übernommen haben. Hier und da noch vereinzelte Tänzer und Irrlichter, die am
Rand stehen und sich das Ganze anschauen. An der Theke ergattre ich einen
Bacardi-Strohhut. Dieser wandert von Kopf zu Kopf aber er ist definitiv zu
cool, als dass ich ihn verschenken würde. Ich beschütze ihn wie Gollum seinen
Ring.
Der Abend franselt sich – wie so oft im Triple A – einfach so
aus. Ohne nennenswerte Twilight-Zone oder Eskapaden. Jane schlägt vor, dass wir
noch wo anders hingehen. Eine gute Idee, wie ich finde. Long-Dong und Bruce
Willis verabschieden sich allerdings, da es inzwischen schon 4 Uhr ist.
Jerry mit meinem Schatz |
Auf dem Weg zur nächsten Location „Reineke Fuchs“ haben sich
auf einmal zwei völlig fremde Dudes dazugesellt. Ich vermute zunächst in meiner
Paranoia, dass die beiden hinter meinem Bacardi-Hut her sind aber kurze Zeit
später klärt Jane mich auf, dass einer der beiden was von ihr will und sie
schon den halben Abend lang umkreist. Ein Mond also. Ich komme mit Mond in’s Gespräch
und es stellt sich raus, dass er den weltbesten Job hat. Er schreibt
die deutschen Synchronisationen für englisch-sprachige Filme und Serien. Ich
bin völlig begeistert und löchre ihn mit zig Fragen. Wie ich erfahre, war
Mond unter anderem für die deutschen Übersetzungen von „The Conjuring“, „Das ist das Ende“ und einigen Breaking Bad Episoden verantwortlich – oder aber er
erzählt nur Bullshit. Wie dem auch sei, unterwegs, entweder gelangweilt von
meiner ständigen Fragerei oder weil er Jane aufgegeben hat, schmeißen sich Mond
und sein Kollege plötzlich an eine Gruppe älterer Frauen. Die MILF-Hunter
verlassen die Gruppe genauso schnell, wie sie ihr beigetreten sind.
Endlich erreichen wir den Eingang von Reineke Fuchs, nur um
festzustellen, dass auch dieser Laden kurz vor’m Feierabend ist. Jane verhandelt mit dem Türsteher, bis dieser schließlich einlenkt und uns
mit den Worten „Aber nicht mehr lange“ passieren lässt. Drinnen tanzt sich
Jerry in eine Art Trance. Fast alleine auf dem Dancefloor trudelt er mit
ausgebreiteten Armen und geschlossenen Augen vor sich hin. Wir anderen grübeln,
ob eine erstaunlich maskulin wirkende Frau auf der Tanzfläche wirklich ein
Ladyboy ist oder nur „bemerkenswert große Hände hat“. Keine halbe Stunde später
kommt der grimmige Türsteher und schmeißt uns quasi raus, da die Zeit wohl
abgelaufen ist. WAS EIN PENNER. Verärgert über den unverschämten Umgang mit
uns, greife ich mir auf dem Weg nach draußen eine Art Eiskübel. Der Türsteher
ist ja zu sehr damit beschäftigt, die restlichen Leute aufzulesen und zu
entfernen. Nun laufen wir also ohne Orientierung draußen herum. Ich habe einen
Bacardi-Hut auf und einen Eiskübel unter’m Arm. Diesen strecke ich
vorbeilaufenden Menschen mit weinerlicher Stimme entgegen: „Bitte eine kleine
Spende. Kleine Speeende, Biiieeeetteeee!“. Ich bekomme nichts. Plötzlich kommt
uns eine Gruppe Dudes entgegen und ich bitte wieder um eine kleine Spende.
Einer der Dudes wird von zwei Kumpels getragen, sodass seine Beine nur noch wie
Würstchen über den Boden schleifen. Plötzlich erwacht der Kerl aus seinem Koma
und schaut mit wütendem Blick auf meinen „Spenden-Kübel“. Er reißt sich von
seinen Kumpels los UND KICKT MIR DEN KÜBEL WIE JEAN-CLAUDE VAN DAMME aus der
Hand. Ich bin zwar ein wenig geschockt, krieg‘ mich aber nicht mehr ein vor
Lachen. Van Damme wird von seinen Kumpels wieder eingesammelt und sie gehen entschuldigend
weiter ihren Weg. Rest in Peace Kübel.
Fick dich und deinen Eiskübel! |
Im Backwerk, wo die anderen Hungrigen sich was zum Beißen
holen, bemerken wir plötzlich, dass Jane fehlt. Ich gehe raus zum Wasserlassen
und sehe nur wie Jane auf einmal sprintend die Straße runter geflitzt kommt. Ich
schüttle schnell ab und fang sie ein. Sie erzählt mir die ganze Story: Scheinbar gab es im Reineke Fuchs noch eine handgreifliche Auseinandersetzung.
Mit verwickelt war wohl ein Freund von ihr, sodass sie einfach schockiert geflohen
ist. „Hauptsache weg“.
Nicht dass Van Damme da seine Füße mit im Spiel hatte, denke ich mir noch. Wir beschließen,
den Abend zu beenden und übrig bleiben nur glückliche und müde Gesichter. Und
ein Bacardi-Strohhut.