Ich stehe unter selbstauferlegtem Druck. Ganze vier Wochen ist es schon her, seitdem ich das letzte Mal einen frischen Partytest abgeliefert habe. Eine Schande. Es fühlt sich in etwa so leer an wie eine Bild-Schlagzeile ohne Sylvie oder Rafael van der Vaart.
Vergangenes Wochenende sollte sich das ändern ... SOLLTE.
Es kam furchtbar anders.
„Don't be a maybe - be a yes!“
Zugetragen: Dezember 2013 – Geschrieben: Dezember 2013 von Miller
Samstag Abend. Long-Dong und ich haben uns bei mir eingefunden und spielen das wohl lustigste und anzüglichste Kartenspiel seit Menschengedenken: Cards against Humanity.
Zu zweit ist das Spiel zwar nur halb so amüsant, jedoch gelingen uns einige magische Momente. Die besten Kombinationen (links: meine Antwort, rechts: Long-Dongs):
Unser sportlicher Schlachtplan für heute lautet wie folgt: Zunächst ins Triple A. Dort Jane, Tipsy und Jerry treffen. Im Anschluss das Pan Tau aufsuchen, damit ich endlich neues Material bekomme. Ausgestattet mit Weg-Bier schlendern wir los - erstaunlich nüchtern. Da wir den ganzen Vorabend über aber nur Bier konsumierten, muss ich alle 5 Schritte Wasser lassen.
Das hätte mir vermutlich geholfen |
Wir stehen an der Aachener Straße und unser Anschluss-Zug kommt erst in ca. 12 Minuten. Ich muss natürlich schon WIEDER pinkeln. Ich glaube ich bin dazu verdammt zu dehydrieren. Ich suche ein ruhiges, dunkles Fleckchen zum Schiffen und entscheide mich letzten Endes für einen ausgeleuchteten, öffentlichen Parkplatz. Unter mir ein Spotlight - Camouflage pur.
Wir erreichen den Rudolfplatz um halb12. Wie in guten alten Tagen beschließen wir, uns im KFC zu mästen. Wir bestellen den KFC-Bucket. Jesus Maria! Schon nach wenigen Bissen, schauen wir uns hilflos in die Augen. Wie ein verwirrtes Kannikel in's Scheinwerferlicht. Nicht nur, dass uns der Bucket alles abverlangt - Die Pommes sind zu allem Übel mit einer Chilli-Cheese-Plempe überzogen und dichten den Magen komplett ab. Game Over.
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Neu bei KFC: Die Todsünde "Völlerei" als Menü |
Fettig und fertig schleppen wir unsere geschundenen Körper in Richtung Triple A. Dort angekommen werden wir mit einem Stau mit dem Prädikat "Autobahn A3" begrüßt. Wir werden den Teufel tun und hier in der klirrenden Kälte doof rumstehen und warten. Wir besorgen uns am nahelegenen Kiosk Jägermeister zum Aufwärmen und gehen schon einmal zum Pan Tau, um die Lage dort zu begutachten. Und siehe da, auch hier eine Schlange über etliche Kilometer. MÄÄÄÄ. Wir sind noch nicht voll genug, um uns mit so einem Bullshit anzufreunden - alles was wir jetzt brauchen ist ein wenig Geborgenheit und Wärme. Also zurück zum Triple A.
Es scheint wieder einer dieser Wanderausflüge zu werden. Besoffenen-Cardio! Macht nichts, denn wir müssen ja noch die Kalorien vom KFC abtrainieren.
Selbstverständlich ist die Schlange vor'm Triple A immernoch unverändert lang. Die Leute verweilen immernoch da wie angewurzelt. Long-Dong und ich stehen direkt daneben wie zwei Kinder, die von ihren Eltern aus dem Bälle-Paradies abgeholt werden möchten.
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Long-Dong und ich, ratlos vor'm Triple A |
Zwischenzeitlich wandern wir hin und her. Von Kiosk zu Kiosk. Plötzlich ist Jerry mit seiner Gang vor'm Triple A. Er verrät uns, dass deren Gruppe zu groß ist und nicht reinkommt. Also brechen sie auf, um in das Ding zu gehen.
Normalerweise ist eine Partynacht so unberechenbar wie ein Rentner beim Fahrradfahren, doch wenn wir nichts unternehmen, weiß ich ganz genau wo dieser Abend landet - auf dem Friedhof der Zuschauerränge. Dem Herrn sei Dank hat sich die Schlange allmählich gelichtet, sodass wir innerhalb von 15 Minuten drinnen sind. Es ist Viertel nach 1 und nun gilt es Sofortmaßnahmen einzuleiten. In unserem Fall: Druckbetankung.
Jägermeister.
Bier.
Jägermeister.
Jägermeister.
Bier.
Die Stimmung bessert sich, it's magic. Wir finden uns mitten auf der Tanzfläche bei Jane wieder.
Um uns herum ist der Laden brechend voll und der DJ ist wieder einmal gut aufgelegt (hö hö). Ein Knaller jagt den anderen; herzlich willkommen in der Sweet Zone.
Relativ schnell verlassen wir diese aber auch wieder. An diesem Abend scheint eine Art Weihnachtsfeier stattzufinden, denn wohin das Auge reicht nur Anzugträger und James Bonds. Die Rüdigers und Volkmars mittleren Alters, die ein Mal im Jahr feiern gehen - das sind die fiesesten Kollegen. Plötzlich werden sie mit diesen fesselnden, rhythimschen, elektronischen Klängen konfroniert und verlieren sich voll und ganz in Trance und Säuferwahn. Zügellos schmeißen sie Ellenbogen und Knie durch die Lüfte - ohne Rücksicht auf Verluste, denn YOLO.
Ich habe nichts gegen ausschweifendes Tanzen, solange es nicht auf meinen Rippen und Füßen stattfindet. Dieses Mal sind so viele Anzugträger am Start, es gibt nicht nur einen Bürgermeister, sondern ein ganzes Gremium. Das ganze Minister-Kabinett ist anwesend.
Long-Dong und ich setzen uns eine Deadline und verlassen den Club um 2 Uhr. Erst geht's Richtung Pan Tau aber ich bin nicht in Stimmung. Long-Dong scheint auch nicht allzu sehr begeistert vom Pan Tau zu sein: "Da sind Typen mit Mützen - das sagt alles über den Laden aus". Es ist beschlossene Sache: wir gehen wo anders hin.
Zunächst spazieren wir am Sausalitos vorbei, wo uns der Türsteher mitteilt, dass bereits geschlossen sei. Die nächste Station ist das Vanity. Wieder einmal. Da ich kurz zuvor eine Nachricht von Ivanovic bekommen habe, dass sie auch da ist, beschließen wir, zu joinen.
Erneut müssen wir vor dem Club warten - dieser Abend ist wie ein schlecht gebuffertes Youtube-Video. Ein schwarzer Anzugträger kommt aus dem Club - mit goldenen Schuhen.
Der Ober-Bürgermeister.
Der Kerl sah aus wie ein Warlord und das einzige was ich vermisst habe war eine goldene AK-47.
Wir kommen endlich rein und stoßen relativ schnell auf Ivanovic und ihre Freundinnen. Der Abend kann endlich Fahrt aufnehmen. Ich führe Long-Dong ein bisschen duch das Vanity und zeige ihm die markantesten Stellen. Am Klo angekommen nutze ich die Gunst der Stunde und entschuldige mich für einen Augenblick. KFC meldet sich zum ersten Mal zu Wort. Die frittierte Masse drückt auf die vorherigen Mahlzeiten - ich muss Ballast abwerfen. Ich habe die Wahl zwischen den Klokabinen "Messi" und "Zidane". Da ich Zidane liebe, fühle ich mich bei ihm aufgehobener.
In der Kabine bietet sich mir dann ein verheerender Anblick der Verwüstung. Das komplette Klo ist von oben bis unten vollgepullert und einige Kot-Reste sind auch noch zu erkennen. PFUI. Ich stelle mich in leicht gebeugter Haltung davor ohne die Klobrille zu berühren. Halb im Stehen muss ich abstuhlen und sehe dabei aus wie ein kackender Fuchs. Es muss schnell gehen, da langsam ein Krampf in den Oberschenkeln einsetzt. Ich presse bis ich blau anlaufe und durch den angespannten Gluteus Maximus schießt die Wurst mit unglaublicher Wucht in's Wasser. Dadurch kommt es zu einer Streuwirkung und das Klo sieht nun NOCH unappetitlicher aus als zuvor. Armer Zidane. Hier die Klobürste zu benutzen wäre wie einem Minen-Opfer ein Pflaster auf die Stirn zu kleben. Dieser Toilette ist nicht mehr zu helfen. Rest in Peace.
Ich verbrauche gefühlt 2 Klorollen, spüle ab und sehe zu, dass ich Land gewinne.
Wieder im Club angekommen erblicke ich Long-Dong. Auf der Tanzfläche ist jedoch keine Spur von Ivanovic und Co. Sind die einfach so abgehauen? Wie lange war ich auf Toilette? Fragen über Fragen. Long-Dong und ich betreiben noch ein wenig Zumba, machen aber gegen 4 Uhr einen Abflug. Wir spazieren gemütlich Richtung Hansaring und reden über Frauen, Liebe und andere klassische Suff-Thematiken.
Nachtrag: Am nächsten Morgen stellte sich raus, dass Ivanovic nicht einfach nur so abgehauen ist. Scheinbar wurde eine Freundin von ihr betäubt und musste schnellstens nach Hause gebracht werden. Ein Schock. Folgerichtig muss ich dem Vanity leider einen halben Stern bei "Publikum" abziehen und den "stabil"-Sticker wieder wegnehmen. Das Vanity kann zwar nichts dafür aber ein Club, in dem KO-Raper rumlaufen, kann keine volle Punktzahl bei "Publikum" erhalten.