Sonntag, 10. November 2013

Club-Test Episode 2: PULP - Eventschloss, Duisburg


„Hier gibt's kein Bier mehr“
Zugetragen: November 2013 – Geschrieben: November 2013 von Miller


Fabolous hatte unter Woche Geburtstag und lud zu diesem Anlass die gesamte Duisburger Sippe für den Freitag zu sich ein. Der Plan: Erst einmal bei Fabolous vortanken und dann Motorrad Club Jansen zlatanieren. Motorrad-Club Jansen, bis dato immer ein Garant für frenetische Eskapaden, hat ausnahmsweise Freitag geöffnet und einen ü18-Einlass (im Regelfall ist das Jansen ü21). Da ü18 eine Rarität im Jansen darstellt, platzt es an solchen Abenden aus allen Nähten und teenage Pussy aus der ganzen Umgebung flutet die Tore. Ein Teppich aus jungen Pflaumen so weit das Auge reicht und Musik, welche sogar die ansonsten hüftsteifen Türsteher groovy zum Beat mit wippen lässt. So sieht's bestimmt im muslimischen Paradies aus: 72 Jungfrauen und vollbrüstige Houris. Kurzum: Ein Must-Go und wir freuten uns schon die ganze Woche darauf. Wie der interessierte Leser aber bestimmt schon mitbekommen hat, es sollte ganz anders kommen.

An besagtem Freitag geh ich in der Mittagspause noch ein paar Geschenke für Fabolous besorgen. Dieser hat vor, sich einen großen Leuchtturm - wahrscheinlich als Phallussymbol -  tätowieren zu lassen. Zu diesem Zweck schenken ihm D-Dave und ich neben einem Tattoo-Gutschein ein Tattoo-Survival-Kit mit Tempos, Kit-Kats, Red Bull, Dextro-Energy und Beißholz. Im Edeka angekommen, suche ich in der Limo-Abteilung nach einem passenden Red Bull, als plötzlich eine tiefe, raue Stimme ertönt: "VOOOORSICHT!"

FRRRÄÄÄÄTSCH!


Eine Verkäuferin pfeffert eine Palette BOOSTER Billig-Energy neben mir auf den Boden und verfehlt meinen rechten Fuß nur um ein Haar. Edeka, wir lieben Lebensmittel. In der Tat. Die Frau sah aus wie der Undertaker und hatte den Charme einer Toilette voll mit benutzten Kondomen. Amüsiert aber angewidert suche ich das Weite.

Draußen kommt mir dann ein kleiner dubioser Junge, scheinbar Zigeuner der viel zu großen Lederjacke nach zu urteilen, auf einem Dreirad entgegen und wirft mir einen leblosen Blick zu. Dabei sieht er aus wie die gruselige Drecks-Puppe aus Saw mit seinen toten Augen und kleinen strampelnden Beinschlägen. Will mir das Schicksal hier etwas mitteilen? Rückblickend muss ich sagen: JA! Ich hätte die Zeichen richtig deuten müssen, ähnlich wie Sandra Bullock in "die Vorahnung". Ich geh noch schnell zu McDreck, denn die Mittagspause ist schon fast um. Drei mal Cheesy, einen McFlurry, bei mir läuft.

Ein paar Stunden nach vorne gespult:
Wir sitzen bei Fabolous im Zimmer und reden über Geburtstags-Glückwünsche oder so, als Fabolous zur allgemeinen Belustigung raus haut: "Mein Vadder sacht immer, hätt' ich dich doch auf die Herdplatte gewixt, dann hätt's nur ein Mal gestunken!'". Anwesend sind D-Dave, Search, KöPi, Drum'n'Bass, Fabolous' jüngerer Bruder Stifler, Stiflers Freundin und natürlich Fabolous selbst. 
Ich habe eine Debatte mit KöPi, der seinen Namen der Tatsache zu verdanken hat, dass er Königs Pilsener Bier trinkt als wär's die Quelle ewiger Jugend. Er scheint nicht zufrieden damit zu sein, wie ich über Schlager im Larry Popper Bewertungssystem herziehe. Dazu muss ich erwähnen: Schlager und wir haben eine Vergangenheit. Früher, kurz nach dem Abitur, suchten wir beinahe täglich unsere Stammkneipe "zum Kuckeshof" auf. Dort lief rund um die Uhr Schlager und wir genossen es - sogar sehr. Allerdings, und das muss ich nun zu meiner Verteidigung sagen, waren wir keine Party machen, sondern spielten Karten und soffen uns die Vornamen weg. Sorry KöPi aber ich bleib dabei: Party  und Schlager bleibt für mich eine dürftige Combo, die ich weiterhin anmahnen werde.
Drum'n'Bass, der zum Vortrinken eine Pulle Hugo parat hat, hat sich mittlerweile mit der Freundin von Stifler verbündet. Beide wollen der Runde weismachen, dass Hugo kein Frauengetränk ist. Ich nehme mir die Hugo-Flasche und beginne damit, das Etikett laut in einer leicht erhöhten Ross-Antony-Stimme vorzulesen: "HUGO - Spritzig, fruchtig, erfrischend. Die trendige Kombination aus spritzigem Weißwein verfeinert mit dem Aroma von Holunderblüte und einem Hauch von erfrischender Minze". Die beiden müssen selber anfangen zu lachen und einsehen, dass das Wort "spritzig" eindeutig zu oft gefallen ist für ein Getränk, welches angeblich auch für Männer sein soll. KöPi ließt das Etikett seiner Flasche vor: "Gebraut in Duisburg-Beeck, das war's". Kein "spritzig", kein "überraschend und prickelnd": Case closed. Was die anderen Puller angeht, wir trinken Jim Beam Red Stag mit Cola - und das nicht zu langsam. Fabolous und D-Dave scheinen Durst zu haben und wir anderen ziehen einfach mit, um nicht wie Stuffpumpen auszusehen. Search bleibt heute leider trocken, da er am nächsten Tag früh raus muss.
Red Stag - Liebe auf den ersten Schluck
Nach drei Stunden intensivem Gelage ist es an der Zeit aufzubrechen. Richtung Jansen, wie wir  vermuten. Ich rieche wie ein bulgarischer Hafenarbeiter und Fabolous sprüht mich mit einem Aldi-Deo ein (vermutlich von Prince oder wie das da heißt) bis die halbe Pulle leer ist. Ich rieche bestimmt wie Meister Proper der alte Skinhead aber vielleicht reicht diese Menge, um meinen Achsel-Puma zu übertünchen.
Wir fahren in zwei Autos Richtung Jansen. Kurz bevor Search, Drum'n'Bass, KöPi und ich am Jansen erscheinen, bekomme ich einen Anruf von D-Dave: "Kommt auf keinen Fall rein, hier ist tote Hose!!!" Ein Schock. Zu allem Überfluss schickt er mir das traurigste Bild, das jemals um halb1 nachts in einer Disko geschossen wurde:

Ganz ehrlich, ich wollte eigentlich in das Foto noch einen Steppenläufer wie in klassischen Western rein photoshoppen aber ich konnte mich einfach nicht weiter mit dem Bild beschäftigen. Es ist zu deprimierend. Hier vorne rechts eine Gruppe von Mädels, die sich alle hübsch gemacht haben für ... DJ Mike Rules und die Klofrau. Wenn man im Lexikon "Enttäuschung" nachschlägt, sieht man dieses Bild dazu.
Abgeschreckt von dieser Szene, bleiben wir vorerst draußen und warten auf die armen Teufel, die schon drinnen sind und eine Verzehrskarte zu vernichten haben.
Um die Wartezeit sinnvoll zu überbrücken, suchen wir die nächstgelegene Tankstelle auf, welche BFT heisst. Drum'n'Bass ist genauso begeistert wie ich: "Haste schonmal so eine geile Tanke gesehen?", fragt er mich und ich kann es nur verneinen. BFT, steht wahrscheinlich für best … fucking…. Tankstelle, oder so. Phänomenal. Schade, dass wir keine Tankstellen testen, denn diese hier hätte bei Location und Getränke 6 Sterne abgesahnt. Anstatt im Jansen hätten wir unsere Party auch hier fortführen können. Scheisse, hier würde ich sogar meine Hochzeit feiern. Das Getränkeregal ist so pompös, man braucht eine Trittleiter, um an die oberste Reihe zu kommen. Der Boden ist so rein, dass man eigentlich Museums-Latschen tragen müsste.
Schließlich entscheiden wir uns, ins Duisburger Pulp auszuweichen.Das Pulp hat in gewisser Weise sehr viel Ähnlichkeit mit dem Mistery Castle im Phantasia Land. Man betritt ein Schlossartiges Gebäude. Drinnen warten dann unheimliche Gestalten auf einen, die aussehen wie der Glöckner von Notre Dame. Schließlich endet dann alles in einem tiefen Sturz und wenn man Pech hat, reiert man alles voll.
Die meisten Mädels im Pulp sind eine fatale Mischung aus Bergtroll und Down-Syndrom. Man weiß nicht, ob man mit den Mädels tanzen oder was an Aktion Mensch spenden soll. Das wahre Problem sind aber die männlichen Halbstarken, die sich Mut angetrunken haben und nun versuchen den Dicken zu markieren. Hier landet der jugendliche Bodensatz, da das Pulp alles und jeden mit offenen Armen aufnimmt. Nach vier bis fünf Stunden Rangeln auf der Tanzfläche und Ausdiskutieren, wer wen zuerst geschubst hat, ist irgendwann Schluss im Bus.  Am besten beschreibt folgendes Filmplakat das Publikum im Pulp.
Hideos. Hungry. And Loose...
Nichtsdestotrotz hat das Pulp auch seine Schoko-Seiten. Zum einen bietet es mit die beste Location, die ich je in einem Club bewundern durfte. Mehrere Floors auf mehreren Etagen. Draußen-Bereiche, Buffet und hunderte von Theken. Das mittelalterliche Schloss-Flair hat ebenfalls einen gewissen Charme; ein Unikat halt. Des Weiteren sind die Preise vollkommen O.K. und mit Abstrichen (später mehr dazu) ist auch die Getränke-Auswahl äußerst üppig. NAJUT... genug gesabbelt
Fast forward.
Ich bin mit Stifler oben in der Nähe der Electro-Halle und wir lallen uns derbe zu. Ich glaube wir reden über Weiber aber jetzt im Nachhinein ist es genauso unmöglich diesen "Dialog" zu rekonstruieren wie ein 5000er Puzzle von einem Perser-Teppich. Wir haben unseren Redebedarf gestillt und hangeln uns die Treppe entlang nach unten, um zu den anderen Badehosen zu stoßen. Geschlossen gehen wir in die größte der drei Hallen, wo heute GOTHIC und Metal aufgelegt werden. Wir gehen eine Treppe rauf zum DJ. Da, wo die feinen Herren über dem Pöbel thronen und unantastbar ihr Ding durchziehen. Nicht ganz. Dort liegt eine Art Wunschzettel und ich trage direkt unter "Slipknot" und "System of a down" "Barbie Girl" von Aqua ein. Irgendwann kommt der Dj rüber, schaut auf die Liste, schaut auf mich, schaut auf die Liste, schaut auf D-Dave und gallt in einem herablassenden Ton: "Ihr seid hier falsch!". Fuck you, Emo-Boy! Wir sind hier genau richtig, denke ich mir und schreib auf die Rückseite des Zettels meinen nächsten Wunsch. Jizzband mit "Jizz oh yeahhhh". Vielleicht sagt dem Dj das ja mehr zu.
darunter die Band lol mit "rofl" und D-Daves Wunsch: "mach mal ordentliche Mucke"
In den nächsten Stunden sind wir praktisch nur am streunern und trinken. Tanzen fällt heute irgendwie aus. Komisch, vielleicht wäre es mit "Barbie Girl" ja besser gelaufen.
Wir verabschieden Search und KöPi. Der eine muss früh raus zu einem Volleyball-Match, der andere zu einem Auswärtsspiel vom BVB.
Die Verabschiedung findet in der Nähe vom Salat-Buffet statt und ich kann dem nicht widerstehen. Ich schau mich um und fühle mich unbeobachtet. Ich schaufle mir mit der bloßen Hand eine dicke Portion Nudelsalat aus einem Bottich und klatsch diese auf einen Teller. Weil ich mich irgendwie exotisch fühle, esse ich das Ganze natürlich mit einem Zahnstocher anstatt mit einer Gabel. Drum'n'Bass lacht sich kaputt. Plötzlich seh ich wie die Puffmutter vom Buffet mir aggressiv zu winkt und einen "Komm-her-Finger" andeutet. Ich gehorche und geh rüber. "Hör zu, mir ist das eigentlich scheiß egal aber du musst das bezahlen", fordert sie mit finsterer Miene. "Ma' mir ma' 'ne Currywurst", vermelde ich. Die Frau macht einen Gesichtsausdruck, als hätte ich ihr soeben ins Ohr gefurzt: "Ich hole gleich den Türsteher!". "nein nein nein! Bitte, mach mir Currywurst-Pommes und ich bezahle alles", versichere ich. Damit scheint die Sache deeskaliert zu sein und die Frittenmulle widmet sich wieder ihrer Fritteuse.
Nach der überaus erquickenden Portion Currywurst-Pommes-Nudelsalat, finde ich mich in der kleinsten Halle, der sogenannten Backstreet-Boys-Halle, wieder. Mittlerweile bin ich so Scheiss-hacken-voll, meine menschlichen Interaktionen bestehen nur noch aus Nicken und Blinzeln. Worte sind überflüssig geworden, da sogar meine Gedanken angefangen haben zu lallen. Großhirn und Zwischenhirn haben sich inzwischen verabschiedet, sodass mein Stammhirn (auch Affenhirn genannt, da es die älteste Hirnregion ist und für alle elementaren Körperfunktionen zuständig ist)  die alleinige Kontrolle übernommen hat. Das bedeutet ich unterscheide mich zu diesem Zeitpunkt nur noch auf Grund meiner Klamotten von einem Schimpansen. Vom Verhalten und vom Geruch her sicherlich nicht. Ich meine sogar Affenlaute und Grunz-Geräusche von mir zu geben. Modus operandi: Auto-Pilot. Mein Körper hat den Stoffwechsel auf Alkohol umgestellt und unterstützt nur noch die wesentlichen Tätigkeiten wie Atmen und Urinieren. Ich habe zu diesem Zeitpunkt schon so viel Bier und Whisky gedownloadet, ich muss aufpassen, dass ich davon nix uploade. Zu allem Überfluss gehe ich natürich zur Theke und bestelle ein weiteres Bier. Die Tresen-Dame bringt mir ein Becks Gold. Ich frage sie, was ich damit soll; schließlich habe ich ein normales Bier bestellt. Dann dropped Tresen-Dame den Klassiker des Abends, welcher sich auch im Titel manifestiert: "Wir haben kein normales Bier mehr". Touché, Tresen-Girl. Du hast gewonnen. Kein normales Bier mehr, mein lieber Herr Gesangsverein. Ich kippe mir also das Becks Gold, gebraut mit Schnodder aus Satans Ekel-Zitzen, in den Rachen und versuche dabei die Warnungen meines Körpers zu ignorieren.
Becks Gold - das Morgen-Urin unter den Bieren
Zum Absturz bleibt heute aber wirklich keine Zeit. Es geht Schlag auf Schlag. D-Dave kommt angeeilt und kündigt an: "DIE TWILIGHT-ZONE BEGINNT GLEICH", als ob er irgendwo einen Twilight-Zone-Countdown entdeckt hat. Ich vertraue ihm blind und folge, denn in meinem Zustand könnte ich keine Twilight-Zone erkennen, selbst wenn sie mit mir Mini-Golf spielen würde. Mitten auf dem Floor der Backstreet-Boys-Halle taucht plötzlich die Mädelsgruppe rund um D-Daves Freundin auf. Die einzigen nennenswert attraktiven Mädels weit und breit. Leider ist damit die Twilight-Zone aber auch im Keim erstickt, da von nun an Handbremse angesagt ist. So dümpelt sich der Abend aus und wir finden uns an der Kasse wieder. 
Wir stolpern nach draussen und Drum'n'Bass macht sich direkt vorm Eingang die Schnürsenkel zu. Plötzlich kommt ein Türsteher und spielt den Pissbudenlui: "EY! HIER WIRD NICHT GEPINKELT". Wir gucken verdutzt und fragen, wer denn hier pinkeln würde. "NA DU!", zeigt er auf Drum'n'Bass. "Da ist alles nass unter dir". Wir lachen und D-Dave fügt an: "Es hat heute geregnet, hier ist alles nass". Pissbudenlui ist noch nicht überzeugt: "Ausreden habe ich schon viele gehört". Nach einigen Sekunden des Roffelns unsererseits, sieht er schließlich ein, dass er sich in einer Sackgasse befindet und stolziert wieder rein. Ob dieser Frechheit uns gegenüber, beschließen wir, eine fette Löwenstatue aus Guss-Eisen direkt am Eingang im Raucherbereich zu klauen. Wir schleichen uns an aber Pissbudenlui und seine Blödmanns-Gehilfen haben uns bereits mit bösen Blicken fixiert. Scheinbar ahnen Sie, dass wir was im Schilde führen, also gehen wir weg - ohne Löwen, und ohne normalem Bier.