Freitag, 15. November 2013

Top-3: Brechen

Früher war es so, dass ich nie Filmrisse hatte, da ich vorher schon längst alle schädlichen Substanzen über die Zunge ausgeschissen habe. Dabei gab es einige nennenswerte Highlights, die ich euch nicht vorenthalten möchte.



3. "Ich komm gleich nach"; Zugetragen in der Königsburg, Krefeld, 2011

Wir trafen uns in Krefeld bei meinem Kollegen Bautzner zum Vortrinken und tranken da schon wild durcheinander: Bacardi Razz, Billig-Vodka, Billig-Rum; brech, würg, pfui! Desweiteren war Looping Louie angesagt, was die ganze Sache zusätzlich verschärfte, da ich ein hundsmiserabler Looping Louie Spieler bin und mir die verwixten Chips immer selbst aus der Schiene haue. Die anderen sind selbstverständlich Voll-Profis und machen mich richtig schön lang. Nach einigen demütigenden Niederlagen - teilweise zu 0 - nehme ich mir eine Auszeit nur um dann ein paar Runden später neuen Mutes wieder einzusteigen; scheiß Alkohol! Es läuft nicht besser aber Gott sei dank gehen wir endlich los Richtung Königsburg - zu Fuß. Drinnen, voller Alkohol-Adrenalin (Fake-Adrenalin, das dich dazu nötigt unsäglich dämliche Dinge zu tun), lasse ich mich zu einem Long-Island-Icetea überreden. Angeblich der geilste und fieseste Cocktail, den es in der Burg gibt. "Gimma häa den Shit", posaune ich nichtsahnend hinaus. Ich muss gestehen, die ersten Schlücke waren lecker und so schlürfe ich die Todes-Plempe im Galopp leer.
Danach bin ich euphorisiert und hüpfe auf der Tanzfläche herum wie ein Frettchen. Jubel, Trubel, Heiterkeit. Es kommt schließlich der Punkt, wo ich wieder Durst bekomme und dann geschieht das verhängnisvolle Dumme: ich bestelle mir einen zweiten Long-Island-Icetea. ZONK! Danach bin ich nicht mehr derselbe. Ich bin örtlich betäubt und sitze nur noch auf einer Treppe, den Kopf eingegraben in meinen überkreuzten Armen und hoffe auf einen schnellen Tod. Meine Kumpels kommen vorbei und schleifen mich mit nach oben in die Chillout-Area. Nun sitzen wir da, die beiden machen Jokes und kichern, ich sitze regungslos da und fühle mich wie van Gogh, kurz bevor er sich ein Ohr abschnitt.
Plötzlich meinen die beiden: "Ey, wir gehen wieder runter!". "Geht schomaaa, ich komm gleich nach", räusper ich leise und gequält. Alleine in einer kleinen, dunklen Kabine wird mir klar, dass ich nie im Leben den ganzen Weg nach unten zu den Toiletten schaffe. Ich muss hier vor Ort oral Balast abwerfen. Ich schau mich um: VOLLES HAUS. Links und rechts, abertausende Menschen und Kellner, die sekündlich an mir vorbeiflitzen. Ich muss das nun klug angehen, leise und heimlich kotzen. Wie ein NINJA. Ich drehe den Kopf nach links und schieß' eine kleine Pump-Gun-Salve Kotze quer über die Bank. Dann dreh ich mich sofort wieder um und schau auf mein Handy als wenn nichts weiter wär. Kellnerin 1 läuft an mir vorbei und bemerkt nichts. STRIKE! Ich feuer eine zweite, üppigere Salve ab. Dieses mal komplett über den Tisch, der nun aussieht als hätte jemand seine Cornflakes-Schale umgekippt. Kellnerin 2 läuft vorbei, sie ahnt nichts. Danach brechen bei mir alle Dämme.
SSSSPPPPPRIIIISHHHH
Drei Gänge. Schnell guck ich wieder auf mein Handy als ob ich eine SMS tippen würde. Ich habe Tränen in den Augen von der Magensäure in meiner Nase und es sieht so aus, als würde ich eine traurige SMS lesen oder so. Herrlich, meine Tarnung funktioniert. Ehrfürchtig gucke ich langsam nach links, um den entstanden Brech-Schaden zu beurteilen. UM HIMMELS WILLEN. Alles ist ruiniert, der Boden, die Wände, der Tisch, die Sitzbezüge. Ich muss hier weg! Ich schreibe den Kollegen, dass ich meinen Bus noch bekommen muss und mach mich vom Acker, bevor ich rausgeschmissen werde oder diese Sauerei sauber machen muss.
Sorry Königsburg aber don't hate the player, hate the game.

2. "Pass auf! Da is' Kotze"; Zugetragen in einer Straßenbahn in Düsseldorf, 2012

D-Dave, Long-Dong und ich planten mal wieder einen unserer haarsträubenden Sub-Abende. Wir treffen uns vorher in der Düsseldorfer Altstadt, um das Bunga Bunga, was folgen sollte gebührend einzuleiten. D-Dave und ich, damals aus Duisburg angereist, teilten uns auf der Hinfahrt schon einen Apfel-Berentzen und holen nun an einem Kiosk jeweils noch ein Bier. Wie aus dem nichts kommen drei Mädels auf uns zu und quatschen uns voll mit irgendwelchen dubiosen Parties, die noch stattfänden. Wir verneinen und teilen mit, dass wir vorhaben ins Sub zu gehen. "WAAAAS ins Sub? Da wird man doch geraped", schnauzt eine der dreien. WTF? Was stimmt nicht mit den Weibern? Trotzdem scheinen wir immernoch nicht genug abgeschreckt zu sein, da wir dankend Schlücke von deren zwielichtigem, selbstgemachtem Pissbräu annehmen; aus einem Plastik-Kannister. Wir danken  artig und gehen zuerst Richtung Schweinebrötchen und dann Richtung Sub.
Drinnen angekommen verabschiedet sich D-Dave als erster. Straight zur Toilette. Im Laufe des Abends sollte D-Dave nur noch zwischen Toilette und Barhocker hin- und herpendeln. Er ist vernichtet. Um 3 Uhr gehen wir raus, um frische Luft zu tanken und spazieren quer durch Düsseldorf und ich fühle mich topfit, NOCH. Nach bisschen Gassi am Rhein kommen wir um halb4  an der U-Bahn-Haltestelle Heinrich-Heine-Allee an und stellen fest, dass unsere Bahn nach Krefeld erst in ca. einer Stunde kommt. Fuck. Also setzen wir uns hin und schlummern ein.
.....
Wir werden exakt in dem Moment wach, als unsere Bahn einfährt und befördern unsere schlaffen Körper hinein. Plötzlich fühle ich mich ganz und garnicht mehr topfit, viel mehr Arsch-fahl. D-Dave pennt im Stehen in der Ecke an der Eingangstür, während ich mich mit beiden Händen am Geländer abstütze und vergeblich versuche alle Erschütterungen und Beschleunigungen der Bahn zu kompensieren. Zu spät.
Der Magen plant längst eine Revolte.
Ich muss reagieren. Mein einziger Gedanke: "Wohin? WOHIN NUR?". In der Bahn gibt's keine Toiletten, keine Kotztüten, keine Behälter. PANIK. Für einen kurzen Moment erwäge ich, rauszuspringen, wenn der Zug kurz hält, schnell zu kotzen und wieder reinzuhüpfen, noch bevor er wieder losfährt. Selbst in meinem vernebelten Zustand hake ich diese Idee als zu unrealistisch ab; das Letzte, was ich jetzt will ist irgendwo in der Prärie kotzend auszusteigen nur, um dem schlafenden D-Dave hinterherzuwinken. Ich muss also hier in der Bahn bröckeln. Ich versuche es unauffällig zu machen (hatten wir das nicht schon 'mal?) und speihe wie ein Drache meine Ladung links von mir auf den Boden. Rechts von uns stehen, nein ... standen, Mädels. Ich höre nur eine ferne Stimme sagen: "Wir gehen dann mal...". Ich muss lachen aber schon kommt die näcshte Welle...
WÜÜÜARG!!!!
Ich stehe die restlichen 20 Minuten beschämt in der Ecke in meiner eigenen Plörre; sogar meine Schuhe haben was abbekommen. Zwischendurch wird D-Dave wach und merkt erschrocken an: "Pass auf! Da ist Kotze überall".

1. "Das schaff ich!", Zugetragen auf der Toilette bei Search in Duisburg, 2012

Dieses Mal ist der Schauplatz privat. Search hat sturmfrei und wir treffen uns mit der Duisburger Rasselbande dort, um "einen chilligen Abend" zu verbringen. Hört, hört. Wir sind ca. 8 Leute. Darunter die üblichen Verdächtigen: Fabolous, KöPi, Search selbst, mein Cousin Massimo und viele mehr. Wir beschließen zu zirkeln - ein Spiel, was auch unter Kings bekannt ist. Die Regeln dieses frevelhaften Spiels sind: Alle saufen, alle verlieren. Ich werde irgendwann die gesamten Regeln im Detail niederschreiben, deswegen fasse ich es kurz zusammen:
Man nehme ein herkömmliches 32er Karten-Deck und breitet alle Karten verdeckt auf einem Tisch aus. Nun zieht man der Reihe nach eine Karte, wobei jede Wertung eine eigene Bedeutung hat. Beispielsweise bedeutet eine Dame, dass der Ziehende sich eine Regel ausdenken darf, die über das ganze Spiel hinweg Bestand hat.
- Fast forward - 
Wir spielen zu viert bereits die zweite Runde Zirkeln. Einer kam auf die grandiose Idee, die Regel "Solidaritäts-Trinken" einzuführen. Das heißt, sobald jemand einen Straf-Pinneken trinken muss, darf er jemanden ernennen, der mit ihm pichern muss. Genau, als wenn es nicht schon hart genug wäre!
Nach dieser zweiten Runde muss ich mich angefickt kurz für kleine Prinzen verabschieden. Ich ahne nichts böses, muss nur 'mal pullern. Ich geh in das Gäste-WC von Search und setz mich hin, da ich ein anständiger Gast bin. Das Gäste-WC von Search hat ungefähr die Dimensionen vom Innenraum eines Smarts. Man kann vom Klo aus jeden beliebigen Punkt im Raum berühren. Nachdem ich mein kleines Geschäft erledigt hab, kommt mir eine Idee. Mir geht's mittelmäßig gut und ich sollte die Gunst der Stunde nutzen; am besten jetzt sofort brechen und nicht erst später im Wohnzimmer vor versammelter Mannschaft. Ich sitze immernoch auf dem Pott mit der Buchse in den Kniekehlen. Der Plan beginnt sich zu verdichten und er scheint mir zu gefallen. Ich schau runter und die Buchse bildet mit meinem Schritt ein kleines Dreieck (ähnlich groß, als würde man ein Jay-Z-Roc-A-Fella-Symbol formen). Ich muss nur durch dieses Dreieck hindurch kotzen, dann muss ich nicht aufstehen oder mich bewegen. Optimal. Bin ich ein Genie. "Das schaff' ich!". Ich spucke ein paar Mal hindurch, um den richtigen Winkel zu kriegen. Ich konzentriere mich wie ein Basketballer beim Freiwurf, fixiere meine Körperhaltung, hole tief Luft und lass los. Schon beim Kotzen merke ich, dass ich mich verkalkuliert hab. Nicht nur, dass viel mehr rauskommt, als ich dachte, der Streuwinkel scheint auch viel weiter zu sein. Wie eine abgesägte Schrotflinte habe ich zwar das Ziel getroffen, aber auch eine Menge Kollateralschäden angerichtet. Meine Boxershorts, das innere meiner Hosenbeine und mein KOMPLETTER SCHWANZ sind voll mit Brech-Fotz. Zwei Liter beißend stinkende Bröckchen-Brühe ... fuck ... man ... egal ... hilft ja nix, das Leben muss weiter gehen. Ich will nach rechts zur Klorolle greifen nur um festzustellen, dass nur noch ein Mitleidsblättchen dranhängt. FUCK. FUCK. FUCK. Nach einem kurzen Moment der Wut über mich selbst, steh ich auf und verlasse mit heruntergelassener Buchse und vollgekotztem Schritt das Klo und lehne mich raus in den Flur. "SEAAAARCH! KLOOO-PAPIIIIIER". Search geht's holen und ich verstecke mich wieder auf der Toilette, damit mich keiner so sieht. Das Gröbste bekomme ich tatsächlich weg aber es ist klar, dass ich nach Hause muss, um die Klamotten zu wechseln.
Im Nachhinein scheint es keiner mitbekommen zu haben von den anderen, nicht mal Search selbst aber klug wie ich bin, habe es natürlich allen erzählt, ole ole.